Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1999/00

Spielbericht

6. Spieltag - Dienstag, 07.09.1999 - 19:00

FC Erzgebirge Aue - SV Babelsberg 03 1:1 (0:0)


FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Enrico Barth, Holger Hasse, Hagen Schmidt - Peter Heidler, Marek Nowacki (73. Steffen Binke), Radek Sionko, Borislav Tomoski, Marian Pagels - Jörg Kirsten, Harun Isa (32. Valeriy Lakhmay); Trainer: Gerd Schädlich

SV Babelsberg 03: Oskar Kosche - Marcus Petsch, Heiko März, Stephan Schmidt - Marco Laaser, Michael Lorenz (42. Guido Block), Davor Krznaric (64. Pit Grundmann), Almedin Civa, Roland Wendt - Hendryk Lau, Marco Küntzel (75. Festus Odini); Trainer: Karsten Heine

Tore: 0:1 Marco Küntzel (46.); 1:1 Marian Pagels (48.)

Schiedsrichter: Gunnar Melms (Osterburg)

Zuschauer: 2100

Gelbe Karte: - / Michael Lorenz, Heiko März, Stephan Schmidt, Roland Wendt, Festus Odini

Rote Karte: Peter Heidler (72., grobes Foulspiel) / -

Verhinderter Student träumt von Bundesliga

Heißsporn Holger Hasse entwickelt sich beim FC Erzgebirge Aue zu einer festen Größe

Holger Hasse

In seinem lila-schwarzen Wollpullover, von Oma gestrickt, fällt Holger Hasse beim FC Erzgebirge Aue schon etwas aus der Rolle, "Seine Klamotten sind immer vom Feinsten", grinst Trainer Gerd Schädlich. Die Macke des 21-Jährigen für alten Fummel kann der Coach aber locker verknusen. Denn vom Feinsten mutet auch die Entwicklung des Heißspornes an, die er in den letzten Monaten genommen hat. Längst ist das Talent nicht ausgereift, wie man auch beim 1:1 am Dienstagabend gegen Babelsberg sehen konnte. Doch dem fleißigen Erzgebirger wird ein Abspielfehler - selbst einer aus unbedrängter Situation - schon mal verziehen. "Holger hat von den jungen Spielern die größten Fortschritte gemacht", lobt Gerd Schädlich. Und weil sich Begabung in der Branche schnell herumspricht, hat der FCE mit Hasse einen Vertrag bis 2001 ausgehandelt. Lernen kann er ohnehin noch viel in seiner Heimat, wo er die letzten Spiele seine kompromisslose Art auf dem Libero-Posten in den Dienst der Mannschaft stellte. Doch nach dem Ablauf der Sperre von Udo Tautenhahn steht Schädlich vor der Qual der Wahl. Weil die Alternativen rar und die Leistungsunterschiede im Team enorm sind, wird der Coach am Samstag gegen Carl Zeiss Jena wohl wieder den über zehn Jahre älteren "Taute" als letzten Mann agieren lassen. "Für mich kein Problem. Hauptsache ich bringe meine Leistung und kann Spielpraxis sammeln", lässt Hasse keinen Zweifel daran, dass er auch im Mittelfeld den Trainer überzeugen wird. Angefangen hatte einst alles in Hartenstein, wo Holger bis zum neunten Lebensjahr bei seinem Papa im Verein dem runden Leder nachjagte. Vater Hasse war schon immer Aue-Fan, Mutter Hasse stammt aus Aue, da war fast schon programmiert, dass Juniors Weg zum FCE führte. Alle Klassen durchlebte er bei den Veilchen, bis er letztes Jahr unter Trainer Lieberam eine richtungsweisende Entscheidung fällte. "Ich hatte Sportwissenschaft in Chemnitz studiert und es nebenbei mit Fußball versucht. Aber das ist schwer unter einen Hut zu bekommen. Schon gar nicht in dieser wichtigen Saison", erklärt Hasse, warum er inzwischen sein Studium unterbrach. Ganz so leicht fiel ihm dieser Schritt jedoch nicht. Denn mit Ruben Stark, Gregor Berger, Thomas Metzner (alle VfB Chemnitz), Tino Wächtler (Dresdner SC) oder Steffen Süßner (CFC) wähnte sich Hasse in einem illustren Kreis. "Im Sommer waren wir zu einem Turnier in Freiburg, wo unser Studenten-Team Zweiter wurde. Das hat richtig Spaß gemacht", erinnert sich Hasse. Die Freude an der Sache steht für den Snowboard-Freak bei aller Ernsthaftigkeit an erster Stelle. Denn nicht immer war die Fußball-Welt des Holger Hasse so in Ordnung wie zur Zeit. Die Belastungssteigerung während des Übergangs von der zweiten in die erste Mannschaft wirkte sich zuweilen in Verletzungen aus. Doch inzwischen kommt er gut mit dem Trainingsumfang klar. Hasse weiß, dass sich in seinem Metier viel Geld verdienen lässt. "Klar will ich irgendwann höherklassig spielen, aber nicht um jeden Preis. Es muss immer noch Spaß machen. "Wie zum Beispiel das Autofahren mit seinem Mercedes Benz aus dem Jahr 1982, bei Beatles-Musik und auf Sitzen wie bei einem Sofa. Holger Hasse will sich abheben von der Masse. Auch sein Haarschnitt mit den Rastazöpfen zeugt davon. "Ich bin bestimmt kein Typ, der wartet, bis etwas passiert." Gut so, denn das soll ja mitunter auch auf dem Rasen von Vorteil sein... Thomas Prenzel, Freie Presse, Donnerstag 9. September 1999

Einwurf

Überzogen

"Riesenskandal", nannte es Gerd Schädlich. Eine "Sauerei" war es für Uwe Leonhardt. Als was auch immer man den Feldverweis für Peter Heidler betrachtet: Das Ergebnis für den FC Erzgebirge bleibt dasselbe. Schon zum dritten Mal in dieser Saison sieht ein Auer die Rote Karte. Und doch gibt es einen gravierenden Unterschied. Während Tomoski und Tautenhahn wegen grob unsportlicher und gefährlicher Aktionen vom Feld geflogen sind, traf es Heidler, weil Schiedsrichter Gunnar Melms in dieser Situation wie die Axt im Walde hantierte. Keine Sekunde zögerte er vor dem unheilvollen Griff zur Gesäßtasche - es gibt ja immerhin Regeln, und die Aktion an der Mittellinie kam schließlich von hinten. Da bleibt keine Zeit für das viel zitierte Fingerspitzengefühl. Und so entging dem Referee, was die meisten anderen gesehen haben. Dem Angriff von Heidler fehlte jede Art des Vorsatzes, bei dem man Verletzungen des Gegners mit in Kauf nimmt. Das Bittere daran ist, dass eine Rote Karte das Team über den aktuellen Spieltag hinaus schwächt. Als Strafe durchaus wirkungsvoll, aber gerade deshalb sollten die Schiris damit verantwortungsvoll umgehen. Die brisante Serie hat gerade erst angefangen. Angesichts der Art und Weise wie der Osterburger die Partie gegen Babelsberg gepfiffen hat, mag man gar nicht daran denken, was in der Schlussphase passiert, wenn es um die Wurst geht. Wenn die Spiele, wie Uwe Leonhardt es drastisch ausdrückte, zu Schlachten werden. Und falls einige der Herren in Schwarz mit dem Begriff Fingerspitzengefühl nichts anfangen können, sei ihnen die Aktion von Peter Strödel aus dem Kreisliga-Duell Zschorlau gegen Eibenstock vom vergangenen Wochenende als Beispiel wärmstens anheimgestellt: Der hätte den schon mit Gelb vorbelasteten Eibenstocker wegen seines Ballwegschlagens mit Fug und Recht vom Platz stellen können. Tat er aber nicht. Der Schiri schickte ihn zur Strafe den Ball holen. Kjell Riedel, Freie Presse-Lokalsport Aue, Donnerstag 9. September 1999

Veilchen-Blätter

Unterhaltsam: Die rund 30 mitgereisten Babelsberger Fans sorgten für erstaunlich viel Stimmung in ihrer nahezu leeren Kurve. Das lag vor allem an dem Mann mit dem Megaphon, der im weiten Rund gut zu hören war. Er "betete" dem Rest der blau-weißen Anhängerschaft jede Menge Sprechchöre vor.

Durchgeknallt: Völlig ausgerastet ist ein sogenannter Aue-Fan nach dem Feldverweis gegen Peter Heidler. Er kletterte direkt vor der Haupttribüne über den Zaun und konnte nur knapp daran gehindert werden, aufs Spielfeld zu laufen.

Blumig: Ein Sträußchen in Ehren gab es nach der Partie für Bernd Friedrich. Der Macher des FCE- Programmheftes und Leiter der Pressekonferenz ist am Dienstag 51 Jahre alt.

Kjell Riedel, Freie Presse-Lokalsport Aue, Donnerstag 9. September 1999