Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1999/00

Spielbericht

7. Spieltag - Samstag, 11.09.1999 - 14:00

FC Erzgebirge Aue - FC Carl Zeiss Jena 1:2 (1:0)


FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Enrico Barth, Udo Tautenhahn, Hagen Schmidt - Steven Zweigler (75. Ronny Kretschmer), Marian Pagels, Radek Sionko, Borislav Tomoski, Steffen Binke (67. Uwe Kramer) - Holger Hasse (72. Valeriy Lakhmay), Marek Nowacki; Trainer: Gerd Schädlich

FC Carl Zeiss Jena: Axel Keller - Tino Findeisen, Sebastian Hartung, Tobias Friedrich - Roman Pivarnik, Sven Kaiser (46. Stefan Treitl), Roman Hanus (29. Dirk Hempel), Christian Hauser - Heiko Weber, Tomasz Jaworek (67. Anto Markovic), Michail Rousajew; Trainer: Thomas Gerstner

Tore: 1:0 Steffen Binke (35.); 1:1 Michail Rousajew (Foulelfmeter, 79.); 1:2 Christian Hauser (90.)

Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)

Zuschauer: 2500

Gelbe Karte: Steven Zweigler (2.) / Tomasz Jaworek, Michail Rousajew

Zweite Halbzeit eine Zumutung

Irgendwo zwischen lähmendem Entsetzen und ohnmächtiger Wut pendelten die Gefühle von Spielern, Fans und Verantwortlichen, des FC Erzgebirge Aue nach der Niederlage am Sonnabend gegen den FC Carl Zeiss Jena. Die Gäste aus Thüringen setzten sich dank einer Steigerung und einer desolaten Vorstellung der Platzherren in der zweiten Hälfte verdient mit 2:1 (0:1) durch. "Den Trainer nehme ich aus, der leistet hier 110 Prozent. Aber die Nasen, die sich auf dem Spielfeld sonnen, über die wird zu reden sein", erklärte sichtlich aufgebracht FCE-Manager Lutz Lindemann nach der Regionalliga-Partie. Geht es nach ihm, dann müssen sich einige Spieler in den nächsten Tagen warm anziehen. "Ich haue diese Woche dazwischen," sagte er. Dabei hätten sich die Auer das drohende Unheil gegen eine keinesfalls überzeugende Jenaer Mannschaft problemlos ersparen können. Die Gäste begannen zwar mit drei offensiven Leuten Weber, Jaworek und Rousajew - kamen aber in den ersten 45 Minuten zu keiner zwingenden Torchance. Stattdessen kontrollierte der FCE nach knapp zehn Minuten die Partie. Die Veilchen hätten deutlich mehr Spielanteile, die ganz gefährlichen Aktionen blieben aber aus. Immer wieder fehlte beim entscheidenden Pass die Präzision. Vorn machte sich das Fehlen der verletzten Harun Isa und Jörg Kirsten bemerkbar. Dann doch das 1:0: In der 35. Minute legte Borislav Tomoski über rechts ein Klasse Solo hin. Er tanzte mehrere Gegenspieler aus und passte präzise auf den heranstürmenden Steffen Binke, der vollendete. Kurz vor der Pause hätte Tomoski erhöhen können. Aber erst brachte er nach schönem Doppelpass mit Radek Sionko aus Nahdistanz das Leder nicht im Jenaer Gehäuse unter, dann verzog er frei durchgelaufen aus etwa 18 Metern, Was nach Wiederbeginn folgte, kann getrost als Totaleinbruch der Veilchen bezeichnet werden. Ohne Gegenwehr überließen sie Carl Zeiss die Initiative. Jena spürte sofort, dass im Erzgebirgsstadion noch was ging. Die Auer standen plötzlich fast nur noch hinten drin, wirkten nervös und verkrampft, In der 79. Minute wurden die Gäste für ihr Engagement belohnt. Rousajew war nach Ansicht des umsichtig agierenden Schiedsrichters, Manuel Gräfe im Strafraum von Uwe Kramer gelegt worden. Den fälligen Elfmeter verwandelte der Gefoulte selbst zum 1:1. Zu guter Letzt bediente in der 90. Minute Aues Marek Nowacki im eigenen Sechzehner mustergültig den Jenaer Christian Hauser. Der sagte danke und machte den Siegtreffer für sein Team. "Wir waren in der zweiten Hälfte die bessere Elf und haben uns so den Erfolg verdient. Aue hat die Chancen im ersten Durchgang dagegen nicht genutzt", meinte Jenas, Dirk Hempel nach dem Schlusspfiff. FCE-Trainer Gerd Schädlich konnte auch der schon erwähnte Zuspruch von Lutz Lindemann nicht trösten. "Ich weiß nur, dass wir in der zweiten Halbzeit schlecht gespielt haben." Die Situation vor dem 1:2 zeigte, dass einige nicht begriffen haben, worum es geht. "Wir können uns nur bei den Fans entschuldigen." Kjell Riedel, Freie Presse, Montag 13. September 1999

Fans sauer auf ihre Helden

FCE unterliegt Jena nach blamabler zweiter Hälfte

Überglücklich lagen sich nach dem 2:1-Sieg am Sonnabend etwa 300 Fans und die Jenaer Spieler im Auer Erzgebirgsstadion in den Armen. Der FC Carl Zeiss scheint sich nach einem schwachen Saisonstart erholt zu haben und nach zwei Siegen in Folge Oberwasser zu bekommen. Mit hängenden Köpfen verließen dagegen viele treue FCE-Anhänger und Sponsoren das Stadion. Stinksauer waren sogar die treuesten der treuen Aue-Fans nach dieser völlig indiskutablen Leistung. Einige forderten sogar ihr Geld zurück. Und dann wollte zu allem Überfluss der Sicherheitsdienst die wie immer zur Pressekonferenz erscheinenden Fans nicht in den Raum hinter der Ehrentribüne lassen. Dass überhaupt Fans an der Pressekonferenz teilnehmen dürfen, gibt es übrigens nur in Aue. "Wir hatten die Order, nur die geladenen Leute passieren zu lassen", erklärte ein Mitarbeiter der Security. Erst der für Sicherheitsfragen beim FCE zuständige Martin Henselin beruhigte die Gemüter und sorgte dafür, dass die Anhänger den Raum betreten durften. Trotz des Frustes verlief die Pressekonferenz dann ohne Zwischenfälle. Die Fans hielten allerdings nicht mit ihrem Unmut über die schlechte Vorstellung der Veilchen hinter dem Berg: "Wenn das so weiter geht, kommt zu den nächsten Spielen kein Zuschauer mehr. Wie sich einige Spieler heute präsentiert haben, war äußerst blamabel. Das ging bei Torwart Sven Beuckert los und übertrug sich auf alle anderen Akteure", ließ Steffen Finger, der Woche für Woche von Zwickau zu den Spielen der Erzgebirger fährt, seinen Gefühlen freien Lauf. Eigentlich war nach Spielschluss eine große Fete der befreundeten Anhänger von Jena und Aue im Fankeller an der Poststraße geplant. Doch auch daraus wurde nichts. Denn die Thüringer sind gleich wieder abgereist. Dass die zwei Parteien diesmal nicht gemeinsam in einem Block standen, hatte seinen Grund. In der derzeit schwierigen Situation wollten beide Seiten ihre jeweilige Mannschaft optimal unterstützen. "Das tut aber unserer Fan-Freundschaft keinen Abbruch. Zum Rückspiel wird sicherlich wieder einiges los sein", meinte der FCE-Fanbeauftragte Andreas Zeise. Der Chemnitzer will übrigens noch in dieser Woche einen Termin mit den Auer Fußballern vereinbaren. "Sie müssen endlich den Ernst der Situation begreifen, und ich will versuchen, ihnen als Anhänger und Unternehmer einiges klarzumachen." Stefan Unger, Freie Presse-Lokalsport Aue, Montag 13. September 1999