Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1999/00

Spielbericht

10. Spieltag - Samstag, 02.10.1999 - 13:30

BFC Dynamo - FC Erzgebirge Aue 0:1 (0:0)


BFC Dynamo: Nico Thomaschewski - Mario Kallnik (82. Falk Jarling), Jörn Lenz, Mario Maek - Martino Gatti, Dirk Rehbein, Jens Reckmann, Heiko Brestrich, Norman Struck (54. Leo Maric) - Thorsten Boer (62. Thomas Petzold), Marcel Riediger; Trainer: Klaus Goldbach

FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Enrico Barth, Udo Tautenhahn, Petr Grund - Peter Heidler, Radek Sionko, Borislav Tomoski (60. Harun Isa), Steffen Binke, Marian Pagels - Jörg Kirsten (67. Frank Seinig), Marek Nowacki (86. Steven Zweigler); Trainer: Gerd Schädlich

Tore: 0:1 Jörg Kirsten (66.)

Schiedsrichter: Stefan Weber (Eisenach)

Zuschauer: 1206

Gelbe Karte: Thomas Petzold, Leo Maric, Jörn Lenz, Mario Kallnik / -

Isa bringt spürbare Belebung

Auer 1:0-Sieg beim BFC Dynamo selten in Gefahr - Sionko stark

Was dem FC Erzgebirge in Berlin zwei Wochen zuvor beim 1:1 gegen Union noch versagt blieb, holte er am Sonnabend ein paar Kilometer weiter nördlich beim BFC Dynamo nach. Im Sportforum ergatterte sich Aue diesmal gleich alle drei Punkte. Und das nicht unverdient, wenngleich Gerd Schädlich einschränkte: "Großartigen Fußball haben wir sicher nicht gespielt. Mit der ersten Halbzeit war der Coach sogar überhaupt nicht zufrieden: "Das war indiskutabel und hatte bei einigen den Charakter eines Freundschaftsspiels", rügte er seine bis dato noch zu inaktive Mannschaft. Diese zog sich zunächst weit zurück, hatte aber selbst zwei exzellente Konterchancen. Aber weder Sionko (17.) noch Nowacki (36.) konnten sie zur Führung nutzen. Dagegen dauerte es bis wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff, ehe sich Beuckert nach einem Schuss von Reckmann erstmals richtig strecken musste. Erst nach dem Wechsel wurden die Gäste mutiger. Vor allem der für den blassen Tomoski eingewechselte Isa brachte spürbare Belebung. Nicht zufällig war er dann auch der Wegbereiter des entscheidenden Tores, als er nach schöner Vorarbeit von Nowacki und Sionko im Strafraum die Übersicht behielt und den noch besser postierten Kirsten sah, der mühelos vollenden konnte. Der Torjäger hatte schon einige Minuten zuvor die Führung auf dem Fuß gehabt (53.). Erstaunlicherweise gerieten die danach nur noch selten in Gefahr. Die von Tautenhahn gut organisierte Abwehr, in der Grund den erkrankten Schmidt gut vertrat, stand meist sicher. Aus dem Mittelfeld heraus leiteten die Erzgebirger vor allem über den immer stärker werdenden Sionko sowie den weite Wege gehenden Nowacki gefährliche Konter ein. Einer hätte durch Binke (74.) fast zur Entscheidung geführt. Diese verpasste in den letzten Minuten auch Nowacki zweimal (82./83.). Das hätte sich dann beinahe noch gerächt. Doch als Beuckert nach einer Ecke den Ball nicht richtig zu fassen bekam, reagierte Reckmann zu spät (86.). Sascha Stolz, Freie Presse, Montag 04. Oktober 1999

Kirsten, der Mann für Freud und Leid

Aue gewinnt 1:0 beim BFC - Torschütze wieder verletzt

Der Torjubel blieb Jörg Kirsten fast im Halse stecken, die Gratulationen seiner Kollegen mussten eher vorsichtig ausfallen. Denn genau beim erfolgreichen Torschuss zog er sich eine Verletzung zu. "Plötzlich verspürte ich einen stechenden Schmerz in der rechten Wade. Danach ging nichts mehr", schilderte der Torschütze die Situation, in der für Aue Freud und Leid ganz dicht beieinander la- gen. Denn Kirstens Tor bedeutete zwar letztlich den Sieg, doch dafür fällt der Torjäger, der gerade erst einen Muskelfaser-Riss auskuriert hatte, nun erstmal wieder aus. "Das ist schon eine komische Geschichte. Er hat schließlich zwei Wochen problemlos trainiert und gegen den BFC über eine Stunde gespielt. Und dann passiert so etwas bei einem ganz normalen Torschuss", konnte es nicht nur Trainer Gerd Schädlich kaum fassen. Ihm bleibt nur die Hoffnung, dass Kirsten die Verletzung schnell auskuriert: "Vielleicht ist es nicht ganz so schlimm, und er ist schon bald wieder fit." Kirstens Verletzung beendete bereits nach 20 Minuten eine für ein Auswärtsspiel bemerkenswerte Konstellation. Denn durch die Einwechslung von Harun Isa hatte Aue nach einer Stunde plötzlich drei Stürmer auf dem Platz. "Das war aber eher Zufall, weil ich keine anderen Möglichkeiten hatte", schränkte Schädlich später ein. Trotzdem fiel genau in dieser Phase der entscheidende Treffer. Und alle drei Stürmer zeigten an diesem Tag, was sie so gefährlich machen kann. Kirsten bewies einmal mehr seinen Torriecher. Die Vorbereitung zum Tor hatte Sturmkollege Harun Isa geliefert, der nach seiner Einwechslung für neuen Schwung im Auer Offensivspiel sorgte. Zunächst mit einigen "Beinschüssen" im Mittelfeld noch für die Galerie spielend, nutzte er seine spieltechnischen Fähigkeiten dann auch immer mehr zwingend vor dem gegnerischen Tor und war mit seiner Ballsicherheit und seinem Trickreichtum ein ständiger Gefahrenherd. Solcherlei Finesse hätte man auch Marek Nowacki gewünscht. Denn der Pole machte ein starkes Spiel, ging weite Wege und riss die Berliner Abwehr mit langen Sprints immer wieder auf. Nur fehlte ihm stets der erfolgreiche Abschluss. "Das ist sein großes Problem: Einer guten Aktion folgt immer gleich eine schlechte", sah auch Schädlich, wie der Pole in der ersten Halbzeit zu einem Riesensolo startete, um dann allein vor dem Tor den Ball anfängerhaft weit vorbeizuschießen (17.). Noch in der Schlussphase hätte er die Entscheidung herbeiführen können. Doch erst fehlte ihm nach einer Eingabe von Pagels die Übersicht (82.), dann nach Isa-Steilpass schlichtweg die Kraft (83.), um seine gute Leistung mit einem Treffer zu krönen. Sascha Stolz, Freie Presse-Lokalsport Aue, Montag 04. Oktober 1999

Schwung durch Sionko

Nach vier Heimsiegen musste der BFC nun im Sportforum die erste Niederlage kassieren. Sie kam durch die bisher wohl schwächste Saisonleistung folgerichtig zustande. "In der zweiten Halbzeit ist uns das Spiel aus den Bahnen geraten. Und nach dem Gegentor, das uns weiter verunsicherte, haben wir nur noch ein Stück von dem gespielt, was wir eigentlich können", musste BFC-Trainer Klaus Goldbach einräumen. Das Unheil hatte sich für die Berliner freilich schon im ersten Abschnitt angedeutet, als sie zwar optisch überlegen, aber selten zwingend in ihren Aktionen waren. Die Hausherren waren meist (im Mittelfeld) am Ball, zu unmittelbarer Torgefahr führte das nur selten. Lediglich bei Boers verunglückter Flanke (26.) und einem Schuss von Reckmann (45.) musste sich Aues Keeper Beuckert strecken. Da waren die Konterchancen der Gäste durch Sionko, der am glänzend reagierenden Thomaschewski scheiterte (17.), und vor allem Nowacki, der nach einem Riesensolo allein vor dem Tor weit vorbeischoss (36.), klarer. Nach dem Wechsel hatten die Gäste dann endgültig kapiert, dass der BFC an diesem Tage weit von seiner Normalform entfernt und zu packen war. Nachdem Kirsten, von dem bis dahin gar nichts zu sehen war, seine erste Chance noch vergab (53.), nutzte er die zweite im Stile eines echten Torjägers. Dabei zog er sich allerdings eine Zerrung zu und musste anschließend raus. Wesentlich böser hatte es kurz zuvor auf der anderen Seite Boer erwischt, der mit (erneut) lädierter Schulter sogar ins Krankenhaus musste. Spätestens da war es mit der Herrlichkeit beim Gastgeber endgültig vorbei. Sieht man mal von der Gelegenheit für Maric (63.) ab, wollte im Spiel nach vorn nahezu gar nichts mehr gelingen. Aue hingegen bekam mit der Führung im Rücken immer mehr Oberwasser. Vor allem der überragende Sionko wurde nun im Mittelfeld zum unermüdlichen Antreiber, der immer wieder gefährliche Konter einleitete. Und neben dem weite Wege gehenden und die Deckung mit langen Sprints mehrfach aufreißenden Nowacki entwickelte sich der eingewechselte Isa mit technischer Finesse und Ballsicherheit zum idealen Pendant im Angriff. Nur weil die Auer gegen eine sich öffnende Berliner Abwehr, in der bei wachsenden Räumen nun Schnelligkeitsdefizite offenkundig wurden, ihre Chancen (Binke/74., Nowacki/82.) nicht nutzten, blieb der BFC bis zuletzt im Spiel. Doch selbst sein Endspurt versandete, weil aus dem Mittelfeld einfach der konstruktive Zug nach vorn fehlte. Folglich bedurfte es schon eines kapitalen Schnitzers des Gegners, um nochmal zur Ausgleichschance zu kommen (86.). Als Beuckert einen Eckball fallen ließ, konnte der überraschte Reckmann das Geschenk jedoch nicht nutzen. Sascha Stolz, Fußballwoche, 04.10.1999