Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1999/00

Spielbericht

18. Spieltag - Samstag, 05.02.2000 - 14:00

FC Erzgebirge Aue - VfL Halle 96 1:0 (1:0)


FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Hagen Schmidt, Udo Tautenhahn, Enrico Barth - Radek Sionko, Peter Heidler (73. Pavel Vasicek), Petr Grund, Borislav Tomoski - Marek Nowacki, Jörg Kirsten (88. Falk Terjek), Harun Isa (81. Steffen Binke); Trainer: Gerd Schädlich

VfL Halle 96: Jens Adler - Tobias Albrecht, André Gumprecht, Jan Walle (67. Vladimir Krocian), Peter Westendorf - Rico Glaubitz, Steffen Grosche, Arijan Berisha (48. Mark Jonekeit), Jörg Emmerich - Mike Sadlo, Sven Kubis (73. Lars Conrad); Trainer: Frank Intek

Tore: 1:0 Udo Tautenhahn (29.)

Schiedsrichter: Bernd Robel (Briesen)

Zuschauer: 2800

Gelbe Karte: Hagen Schmidt (7.) / Arijan Berisha, Jan Walle, Lars Conrad, Steffen Grosche

Reihenweise Chancen versiebt

Sonntagsschuss von Tautenhahn rettet Aue 1:0-Sieg gegen Halle

Tief durchatmen. Der FC Erzgebirge Aue ist mit einem Sieg in die Rückrunde der Fußball-Regionalliga gestartet. Allerdings versiebten die Veilchen gegen Aufsteiger VfL Halle am Sonnabend gleich reihenweise Chancen, so dass sie nach klarer Überlegenheit in der Schlussphase sogar noch um den verdienten Erfolg bangen mussten. Das 1:0 von Udo Tautenhahn blieb aber der einzige Treffer der Partie. "Heute können wir nur mit den drei Punkten zufrieden sein. Die Mannschaft hat einfach nicht zu ihrem Rhythmus gefunden. Unnötige Ballverluste haben auf dem schweren Boden viel Kraft gekostet", kommentierte Trainer Gerd Schädlich die Begegnung. Marek Nowacki schien die Puste jedoch nicht auszugehen. Der Pole beeindruckte mit großem Kampfgeist und hohem Laufpensum. Nur im Abschluss wollte es auch bei ihm nicht klappen. "Schade, dass der Schuss nach meinem Solo in der zweiten Halbzeit nicht saß. Aber gewonnen haben wir trotzdem. Das ist wichtiger", meinte Nowacki. Dass es bei ihm gleich zum Auftakt so gut lief, freut den Offensivmann "Die optimale Vorbereitung zahlt sich eben aus. Im Sommer hatte ich da ein paar Probleme."

Marek Nowacki (Aue) überläuft Jan Walle (Halle, am Boden). Foto: Kruczynski

Zunächst mussten sich die Erzgebirger auf die harte Gangart der Gäste einstellen. Bald schon hatte der FCE das Spiel im Griff. Kopfbälle von Nowacki und Jörg Kirsten setzten erste Achtungszeichen. Dann legte Borislav Tomoski für Libero Tautenhahn auf, dessen satter Schuss aus 25 Metern im VfL-Kasten einschlug. Kurz vor der Pause hätte Radek Sionko für Sicherheit sorgen können. Nach einem Fehler der gegnerischen Abwehr mutterseelenallein im Strafraum, fehlte dem Tschechen die nötige Kaltschnäuzigkeit. Sionko scheiterte am glänzend reagierenden Jens Adler im VfL-Tor, der das Leder noch an den Pfosten lenkte. In der zweiten Halbzeit drückte der FCE weiter auf das 2:0, aber alle Bemühungen brachten nichts ein. Die größten Chancen vergaben Kirsten (47.) und Nowacki (52.). Als der VfL aufwachte, war es bereits zu spät. Zwar machten die Gäste in den letzten Minuten Druck, ohne jedoch die Veilchen ernsthaft gefährden zu können. "Das war heute noch keine geschlossene Mannschaftsleistung. Bei Dynamo Dresden und im nächsten Heimspiel gegen Sachsen Leipzig müssen die Spieler zeigen, dass sie besser Fußball spielen können", blickte Trainer Schädlich voraus. Uli Steudel, Freie Presse, Montag 07. Februar 2000

Niedrige Quote, knapper Sieg

Schwache Chancenverwertung nicht bestraft

"Wer bei der Chancenverwertung derart sündigt, wird normalerweise bestraft. Kein Wunder, dass wir noch einmal zittern mussten. Wir können heilfroh sein, dieses Spiel gewonnen zu haben." Kapitän Enrico Barth kennt das Fußball-Geschäft nur zu gut. Und deshalb fiel ihm wie den 2.800 Fans auf den Rängen des Erzgebirgsstadions am Sonnabend ein Stein vom Herzen, als Schiedsrichter Bernd Robel aus Briesen abpfiff. Das 1:0 gegen den VfL Halle bringt den Veilchen genauso viele Punkte, wie es ein 5:0, was durchaus möglich war, gebracht hätte. Am Ende der Saison fragt bekanntlich niemand danach, wie die Ergebnisse zustande kamen. Was für den FC Erzgebirge Aue nach der Auftaktpartie der Regionalliga-Rückrunde unterm Strich bleibt, sind drei wertvolle Zähler und die Erkenntnis, dass man sich steigern muss, will man gegen die anderen Spitzenmannschaften ebenso erfolgreich sein. Vor der Partie traute freilich kaum jemand dem VfL Halle einen Punktgewinn oder gar einen Sieg in Aue zu. In der neuen Sportwette "Oddset", die vergangene Woche in Sachsen ins Rennen ging, stand die Quote eindeutig für den FCE. Um den Faktor 1,45 vervielfachte sich der Einsatz für Glücksritter, die auf Heimsieg tippten. Bei einem Unentschieden hätte sich der Einsatz schon verdreifacht, für einen VfL-Sieg stand die Quote auf 4,45. Das spricht eine klare Sprache. Und die Macher der Sportwette lagen richtig. Die Gäste von der Saale sahen im Lößnitztal lange Zeit keinen Stich. Doch was die Veilchen aus ihrer Überlegenheit machten, war einfach zu wenig, um die Glücksritter in Sicherheit zu wiegen. So musste auch Schiedsrichter-Betreuer und Hobbyzocker Klaus Gerber um seinen Wett-Einsatz bangen. Aue, Union Berlin und VfB Leipzig hatte er auf Sieg gesetzt und damit eine glückliche Hand. Hätte der VfL doch noch getroffen, wäre der Einsatz futsch gewesen. "Jetzt ärgere ich mich, dass ich nicht mehr gesetzt habe. Aber so ist das eben", meinte der Glückspilz, der im Vip-Raum wohl noch einige mit seiner Leidenschaft angesteckt haben dürfte. Die Auer Kicker wollen ihre Quote natürlich weiterhin niedrig halten. Mit 36 Punkten haben sie Platz drei gefestigt, aber in den nächsten Wochen muss unbedingt an Effektivität zugelegt werden. penn nicht alle Gegner werden sich so schwach wehren wie Halle. "Wir haben uns einfach zu wenig zugetraut und die Offensive zu sehr vernachlässigt", ärgerte sich Mike Sadlo, der mit großem Einsatz, aber glücklos spielte - just so, wie ihn das Auer Publikum von seinem letzten Jahr bei den Veilchen kannte, Auch Sven Kubis fiel lediglich durch einige harte Attacken gegen seinen Bewacher Enrico Barth auf. Für brenzlige Situationen vor dem Tor von Sven Beuckert konnte er nicht sorgen. Uli Steudel, Freie Presse Lokalsport Aue, Montag 07. Februar 2000

Ende nicht gut, alles gut!

1. Saisontor von Tautenhahn - Flügel und Sturm enttäuschten - Sadlo sauer

Es gibt gute und schlechte Diäten. Das 1:0 von Erzgebirge Aue gegen den VfL Halle war eine gute. Denn Diätkost muss ja nicht schmecken, sondern wirken. Letztlich kommt es auf die Zahlen an. Und da wurde durch den Sieg der Rückstand zu Sachsen Leipzig auf einen Punkt "abgespeckt". Nur: Das Auge isst ja bekanntlich mit. Diesmal musste es zugedrückt werden, um die Auer Leistung klaglos zu schlucken. Spielerisch war der erste Auftritt nach der Winterpause mager. Auf den Flügeln überzeugten weder Petr Grund noch Peter Heidler, den Stürmern Jörg Kirsten und Harun Isa gelang wenig. Dafür kurbelten Borislav Tomoski, Marek Nowacki und sogar Radek Sionko immer wieder die Offensive an, so dass an Großchancen trotzdem kein Mangel war. Zwischen der 25. und 70. Minute hatte Aue gleich acht, Tor fiel nur eins: das erste in dieser Saison von Udo Tautenhahn, der es nach Tomoski-Ablage aus 22 Metern krachen ließ. "Eigentlich", so der Libero, "musste ich noch zwei Tore mehr machen. Aber wenn eins reicht, soll's mir recht sein." Richtig Feuer verbreiteten die "Veilchen" über 90 Minuten nicht, hingen am Ende nach aufwendigem (und effektivem) Pressing auch merklich durch und mussten zittern. Zum Glück trafen sie auf einen mutlosen Gegner, der vermutlich selbst nicht recht wusste, warum er sich den Weg nach Aue überhaupt gemacht hatte. VfL-Stürmer Mike Sadlo an alter Wirkungsstätte: "Wir hatten zu viel Angst, haben zu spät gemerkt, dass hier mehr drin ist. Der Auer Sieg geht in Ordnung." Und wenn es eine Tugend ist, auch glanzlose Spiele wenigstens zu gewinnen, war dieses sogar ein Gütesiegel - obwohl ein flaues Gefühl im Magen blieb. Tino Künzel, Chemnitzer Morgenpost, Montag 07. Februar 2000