Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1999/00

Spielbericht

20. Spieltag - Samstag, 19.02.2000 - 14:00

FC Erzgebirge Aue - FC Sachsen Leipzig 4:2 (2:0)


FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Hagen Schmidt, Udo Tautenhahn, Enrico Barth - Radek Sionko, Petr Grund (82. Holger Hasse), Pavel Vasicek, Borislav Tomoski - Marek Nowacki, Jörg Kirsten, Harun Isa (25. Steffen Binke); Trainer: Gerd Schädlich

FC Sachsen Leipzig: René Twardzik - Christoph Höche, David Bergner, Andreas Schiemann, Nikolai Stantschew - Béla Virág, Bernd Santl (77. Tomasz Suwary), Thomas Risch, Boris Lucic (46. Jiri Poviser) - Valentin Stanchev (46. Gabriel-Alberto Valencia), Almir Filipovic; Trainer: Edmund Stöhr

Tore: 1:0 Harun Isa (7.); 2:0 Udo Tautenhahn (42.); 3:0 Marek Nowacki (68.); 3:1 Nikolai Stantschew (Foulelfmeter, 71.); 3:2 Tomasz Suwary (81.); 4:2 Jörg Kirsten (87.)

Schiedsrichter: Frank Fleske (Schönow)

Zuschauer: 4800

Gelbe Karte: Hagen Schmidt (8.), Udo Tautenhahn (5.) / -

Vergebener Elfmeter: Jörg Kirsten (Foulelfmeter, 75., gehalten von René Twardzik) / -

Spitzenspiel macht Appetit auf mehr

Hochverdienter 4:2-Erfolg des FC Erzgebirge Aue gegen den FC Sachsen Leipzig

Das Spitzenspiel der Fußball-Regionalliga zwischen dem FC Erzgebirge Aue und Sachsen Leipzig machte diesem Namen alle Ehre. Knapp 5.000 Zuschauer erlebten am Sonnabend im Lößnitztal temporeichen Angriffsfußball. Zwei verbissen um den Sieg kämpfende Mannschaften, jede Menge Spannung und ein halbes Dutzend Tore. Am Ende feierten die Veilchen einen hochverdienten 4:2-Erfolg und sind damit der dritten Liga um wertvolle drei Punkte näher gerückt. Fußballherz was willst du mehr! Die Partie hatte noch einen Sieger, und das waren die Zuschauer. "Mit vielen Torraumszenen haben wir heute eine echte Werbung für den Verein betrieben. Ich hoffe, beim nächsten Mal kommen ähnlich viele Fans wie heute", erklärte Trainer Gerd Schädlich, dass die Mannschaft nicht nur erfolgreich, sondern auch sehenswert spielen kann. Anders als bei Dynamo Dres- den haben sich die Auer gegen die Gäste aus Leipzig-Leutzsch trotz sicherer Führung nicht zurückgezogen, sondern vor heimischem Publikum weiter Druck gemacht. Von Beginn an ließen die Veilchen keinen Zweifel in ihren Ambitionen aufkommen. Bereits in der zweiten Minute tauchte Kirsten erstmals gefährlich vor dem gegnerischen Tor auf. Wenig später überraschte Libero Udo Tautenhahn mit einem langen Pass die Leipziger Verteidigung. Harun Isa ersprintete sich den Ball und vollendete mit einem überlegten Heber. Fortan diktierte der FCE das Geschehen. Sachsen Leipzig fiel in der ersten Halbzeit lediglich durch seine harte Gangart auf. Ihr Spielmacher Boris Lucic war ein Totalausfall und wurde zur Pause ausgewechselt. Durch einen abgefälschten Freistoß erhöhte Tautenhahn, bevor es in die Kabine ging, auf 2:0. Im zweiten Durchgang steigerten sich die Gäste. Virag sorgte mit einem Lattenknaller für einen Warnschuss. Doch der FCE ließ nicht locker, erspielte sich weiterhin viele Chancen und erhöhte nach einem mustergültigen Angriff auf 3:0. "Jockel" Kirsten bediente den erstmals von Beginn an spielenden Pavel Vasicek auf der rechten Seite, dessen Eingabe verwandelte Marek Nowacki. Dann zwei Foulelfmeter: Während Nikolai Stantchev für Sachsen sicher verwandelte, scheiterte Kirsten für Aue. Der eingewechselte Tomasz Suwary brachte Leipzig auf 2:3 heran, aber Kirsten machte schließlich alles klar. Uli Steudel, Freie Presse, Montag 21. Februar 2000

Borislav Tomoski (Aue) versucht sich gegen die Leipziger Nikolai Stantchev (links) und Bernd Santl durchzusetzen. Foto: Kruczynski

Trainer verleiht Prädikate

FCE Aue macht Hinspielschlappe gegen Sachsen Leipzig wett

Der FC Erzgebirge Aue lässt sich auf seinem Weg in die dritte Liga auch von den Spitzenclubs im Nordosten nicht stoppen. Mit dem grandiosen 4:2-Heimsieg gegen Sachsen Leipzig wurde ein weiterer Big Point - wie der Engländer zu sagen pflegt - verbucht. Denn drei Punkte gegen unmittelbare Konkurrenten wiegen doppelt schwer. Außerdem haben die Veilchen bewiesen, dass die hohe Niederlage im Hinspiel ein Ausrutscher war. Leipzigs Trainer Edmund Stöhr musste nach der Partie sogar eingestehen: "Ich habe heute nur ein Team gesehen, welches das Prädikat Spitzenmannschaft verdient hatte. Und das war Aue." Mit diesem Erfolg kletterte der FCE auf Rang zwei der Tabelle, aber von einem Angriff auf die 2. Bundesliga will Coach Gerd Schädlich angesichts des Vorsprunges von Union Berlin nichts wissen. "Es lohnt sich von der 2. Bundesliga zu träumen. Wir haben ja erlebt, wie es anderen Vereinen ergangen ist, die mit Macht nach oben wollten und sich plötzlich eine Klasse tiefer wiederfanden", tritt der Trainer auf die Euphoriebremse und hofft, dass seine Schützlinge nicht abheben. Mit seinem mutigen Spiel nach vorn hat der FCE für Begeisterung auf den Rängen gesorgt. Dass bei den Gästen nach einer schwachen ersten Halbzeit später doch noch der Kampfgeist erwachte, steigerte zudem die Spannung. So wurde auch die Auer Wechselbank von den Ereignissen förmlich überrollt. Ersatzspieler Falk Terjek hatte bereits die Trainingshose abgestreift und sollte für Pavel Vasicek aufs Feld geschickt werden. Da bereitete der Tscheche mit seiner Eingabe das 3:0 vor und durfte weiterspielen. Dann verletzte sich Petr Grund bei einem Tackling, aus dem sich der zweite Treffer für die Leutzscher entwickelte. Für Grund musste Linksfuß Holger Hasse einspringen. Terjek kam nicht mehr zum Zug. Aber der sichere Sieg nach einem begeisternden Finale dürfte ihn getröstet haben. Eigentlich schien nach der klaren Führung für den FC Erzgebirge die Sache schon gelaufen. Aber wie schnell Unaufmerksamkeiten bestraft werden können, das bekamen die Gastgeber innerhalb weniger Minuten zu spüren. So konnte Hagen Schmidt den aufgerückten Gäste-Libero David Bergner - nach seiner Körpergröße eher ein Goliath - im Strafraum nur per Foul stoppen. Der Bulgare Nikolay Stantchev verwandelte den fälligen Elfmeter sicher. Wenig später scheiterte FCE-Stürmer Jörg Kirsten beim Strafstoß, den Borislav Tomoski mit einem unwiderstehlichen Solo herausgeholt hatte. Statt dem 4:1 fiel das 3:2 - und plötzlich war die Partie wieder offen. Doch zum Glück hat die vergebene Chance bei "Jockel" Kirsten die richtige Reaktion ausgelöst. Mit dem 4:2 machte er den Fehler wett. Wäre der Elfmeter verwandelt worden, "dann hätte es für uns wohl noch eine richtige Packung gegeben", sagte der verletzte Frank Rietschel - einst in Auer Diensten, seit Jahren aber bei Sachsen Leipzig unter Vertrag. Uli Steudel, Freie Presse-Lokalsport Aue, Montag 21. Februar 2000

Von den Fans vor dem Spiel als "Aues Fußballer des Jahres 1999" geehrt: Harun Isa. Foto: Kruczynski

Isa Spieler des Jahres

Auer Sturmtrio meldet sich eindrucksvoll zurück

Waren die ersten beiden Spieltage der Rückrunde noch ohne Stürmertor verlaufen, so meldete sich die Abteilung Angriff beim FC Erzgebirge Aue im Spitzenspiel der Fußball-Regionalliga eindrucksvoll zurück. Jeder der drei Stürmer steuerte einen Treffer zum 4:2-Erfolg gegen Sachsen Leipzig bei. Von Ladehemmung kann keine Rede sein. Und da alle Goalgetter treffen, ist die Sturmreihe der Veilchen nur schwer ausrechenbar. Harun Isa nutzte gleich seine erste Chance zur frühen Führung. Mit seiner Antrittsschnelligkeit und seinem Torinstinkt hat sich der im Sommer ins Lößnitztal gekommene Albaner schnell in die Herzen der Fans gespielt. So ging er aus einer Umfrage nach dem "Spieler des Jahres 1999" als Sieger hervor. "Dieser Titel ist sehr wertvoll für mich", meinte der leichtfüßige Dribbelkünstler, der mit Muskelproblemen frühzeitig ausgewechselt werden musste. Sturmpartner Jörg Kirsten wurmte der verschossene Elfmeter: "Ich hatte ein bisschen schwere Beine, sonst wäre das nicht passiert." Dennoch ging "Jockel" weite Wege und machte mit dem vierten Tor den vergebenen Foulelfmeter vergessen. Marek Nowacki bestätigte seine derzeit gute Form, war an vielen Chancen beteiligt und erzielte das Tor zum 3:0. "Das war ein Geschenk Gottes zu meinem Geburtstag", freute sich der Pole, der am Donnerstag 26 Jahre alt geworden war und sich jedes Mal bekreuzigt, bevor er den Rasen im Erzgebirgsstadion betritt. Uli Steudel, Freie Presse, Montag 21. Februar 2000