Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1999/00

Spielbericht

21. Spieltag - Samstag, 26.02.2000 - 14:00

VFC Plauen - FC Erzgebirge Aue 3:1 (1:1)


VFC Plauen: Alexander Kunze - Ivica Bancic, Mentor Miftari, Jan Schmidt - Jörg Schmidt, René Krasselt, Stefan Stadelmann (70. Andriy Zapyshnyi), Marco Hölzel, Sören Holz - Vaclav Cincala (72. Arnd Spranger), Fernando dos Santos (89. Mario Weiß); Trainer: Hans-Ulrich Thomale

FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Hagen Schmidt, Udo Tautenhahn (50. Holger Hasse), Enrico Barth - Petr Grund, Radek Sionko, Borislav Tomoski (80. Marian Pagels), Marek Nowacki, Pavel Vasicek (62. Falk Terjek) - Steffen Binke, Jörg Kirsten; Trainer: Gerd Schädlich

Tore: 0:1 Jörg Kirsten (33.); 1:1 Vaclav Cincala (39.); 2:1 Fernando dos Santos (74.); 3:1 Fernando dos Santos (79.)

Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Landshut)

Zuschauer: 4417

Gelbe Karte: Ivica Bancic (2.), Jörg Schmidt / -

Gelb/Rote Karte: - / Radek Sionko (63., Foulspiel)

Können diese blauen Augen lügen?

Radek Sionko wäscht sein Veilchen in Unschuld - Aues Mannschaft selbstkritisch

Enrico Barth (Aue). Foto: Kruczynski

"Können diese blauen Augen lügen?" Radek Sionko stand wie ein Häuflein Unglück vor dem Auer Mannschaftsbus. Mit eingehender Frage meinte er das Veilchen, das er im Spiel davongetragen hatte, und zwar genau in jener Szene, wie er behauptete, in der Sionko von Fifa-Schiedsrichter Stark wegen einer "Schwalbe" die gelbe Karte erhielt. Ein Karton mit Folgen, denn in der 64. Minute flog der Tscheche nach einem Foul vom Platz. "Die spielentscheidende Szene", bemerkte FCE-Trainer Gerd Schädlich nach der, Partie und brach für seinen Mittelfeldmann eine Lanze. "Radek ist der Letzte, der schauspielert." Sionko zeigte auf sein lila-gefärbtes Veilchen im Gesicht: "Ich bin klar getroffen worden. Das war keine gelbe Karte." Aber womöglich hätte er trotz der Berührung auch weiter dem Ball hinterherlaufen können. Wer weiß das schon. Es waren ohnehin nur die Unverbesserlichen, die an diesem Tag beim Schiri die Schuld für die Niederlage suchten. Denn Referee Stark machte seinem Namen alle Ehre. Im Gegensatz zu den Auern, die keineswegs so auftraten, wie es der Tabellenplatz zwei versprach, schon gar nicht, wie man das mit einer 1:0-Führung im Rücken tun sollte. So bestand trotz dieser einen kniffligen Szene mit Sionko kein Zweifel daran, dass die Erzgebirger mit dieser Vorstellung auch einen Punkt nicht verdienten. So sahen es übrigens die Auer Hauptakteure auf dem Rasen samt Trainer. "Plauen war einfach besser, vor allem in den Zweikämpfen", sagte "Jockel" Kirsten. Schädlich schlug in die gleiche Kerbe: "Der Gegner war uns in der Einsatzbereitschaft und im Luftkampf überlegen." Und FCE-Kapitän Enrico Barth ergänzte: "Wir haben nicht annähernd das gebracht, was wir können. Schon das 1:0 für uns kam wie aus heiterem Himmel." Ehrlich gab auch Hagen Schmidt Auskunft. Der Manndecker sah gegen seinen Gegenspieler Fernando dos Santos zwei Mal nicht gut aus, beziehungsweise war er in beiden Torszenen erst gar nicht zu sehen. "So ist Fußball. Er war zwei Mal besser. Aber unser Zweikampfverhalten hat insgesamt nicht gestimmt. Das fing vorn an und hörte hinten auf", kritisierte er. Zu allem Überfluss kehrte Aue noch mit zwei Verletzten heim. Udo Tautenhahn (Muskelfaserriss) und Steffen Binke (Knieverletzung) fallen die nächsten Wochen wohl aus. Harun Isa hatte sich wegen einer Wadenverletzung gar nicht erst umgezogen. Und Radek Sionko beklagte neben dem blauen Auge eine dicke Unterlippe. Die war aber noch das geringste Übel an diesem schwarzen Samstag für Aue. Thomas Treptow, Freie Presse, Montag 28. Februar 2000

Späte Tore von dos Santos

Das Derby wollten fast 4.500 Fußballbegeisterte sehen Saisonrekord im Vogtlandstadion! Die Brisanz dieses Spiels schätzte auch der Schiedsrichter-Ansetzer richtig ein. Es pfiff kein geringerer als Deutschlands jüngster FlFA-Schiedsrichter Wolfgang Stark - und er machte seine Sache ausgezeichnet. Obwohl sich beide Mannschaften in den vergangenen Wochen und Monaten oft gegenüberstanden, begann das Spiel mit einer verhältnismäßig langen Abtastphase. Stadelmann hatte die erste größere Möglichkeit, wurde aber am Fünf-Meter-Raum ungeahndet zu Fall gebracht (11.). Drei Minuten später ließ Aues Nowacki eine schöne Aktion sehen, als er drei Abwehrspieler umspielte, dann aber knapp das Tor verfehlte. Die Plauener merkten, dass gegen den FCE an diesem Tage mehr möglich ist und erhöhten das Tempo. Dabei fiel immer wieder Mittelfeld-Motor Stadelmann auf. Wie aufgezogen ging er ein ums andere Mal mit dem Ball durch das Mittelfeld und sorgte so für Druck vor dem gegnerischen Strafraum. Die Führung der Gäste fiel so recht unerwartet, und war ein gehöriger Dämpfer für die Plauener. Verursacher war nicht, wie vordergründig anzunehmen, Bancic, sondern Miftari, der den Ball unnötigerweise im eigenen Strafraum vertändelte. Doch bewiesen die Platzherren Moral. Noch vor der Pause fanden sie den Spielfaden wieder und schafften den Ausgleich. Nach dem Wechsel war der Tabellenzweite dann völlig von der Rolle. Nicht einen Torschuss ihrer Mannschaft sahen die 1.200 mitgereisten Auer Fans bis zur 89. Minute. Das Ausscheiden von Libero Tautenhahn sorgte in der Hintermannschaft ein großes Durcheinander. Dazu sah Sionko Gelb-Rot. Die Plauener zeigten einmal mehr ihren sprichwörtlichen Kampfgeist, und so gelang es ihnen, durch zwei Tore von dos Santos das Spiel noch zu kippen. Auers Trainer Gerd Schädlich wollte nichts beschönigen: "Im Zweikampfverhalten war uns der Gegner deutlich überlegen," Plauens Uli Thomale verteilte Komplimente an seine Mannschaft: "Sie war die bessere auf dem Platz. Ihre Einstellung war hervorragend." Matthias Koch, Berliner Fuwo (West), Montag 28. Februar 2000

Thomale: "Wir können nicht nur kämpfen"

Jörg Schmidt verpasst Sionko ein "VeiIchen" - doch der sieht Gelb...

Die vogtländischen Fußballherzen schlagen wieder im Dreivierteltakt: Nach dem spektakulären 3:1, der auf schwerem Boden auch konditionell überlegenen Männer von Uli Thomale, ist die 3. Liga aktueller denn je! Aues maßlos enttäuschter Trainer Gerd Schädlich rügte seine müden Kicker: "Was einige bei den Luftkämpfen boten, das war fast unter der Grasnarbe." Er dürfte da vor allem auch seine zuletzt hochgelobten Manndecker Hagen Schmidt und Enrico Barth kritisiert haben, denen ihre Klasse-Kontrahenten Fernando dos Santos und Vaclav Cincala zwei "tolle Dinger" mit Köpfchen reinmachten. Überhaupt waren die Plauener in dieser "Sachsenschlacht" ihren Auer Berufskollegen durchweg überlegen. Der 55-jährige Thomale lobte seine starke Truppe zurecht über allen Maßen und freute sich auch für die Fans und die VFC-Chefetage: "Meine Mannschaft hat endlich gezeigt, dass sie nicht nur laufen und kämpfen kann, sondern auch Fußball spielen." Das konnte Aues "Zampano" Borislav Tomoski nicht, denn er wurde von René Krasselt messerscharf attackiert. Außerdem: Da der 27-Jährige schon nach einer knappen Dreiviertelstunde Wadenkrämpfe bekam und ausgewechselt werden musste, darf die Frage an den Mazedonier erlaubt sein, ob er sich auch in jeder Trainingsstunde richtig schindet? FCE-Co-Trainer Holger Erler: "Das war nicht Aue. Wir haben doch nicht gegengehalten." Stimmt. Die Vogtländer waren da einfach cleverer. Wie Super-Schlitzohr Jörg Schmidt dem Radek Sionko irgendwie ein "Veilchen" verpasste und der daraufhin wegen einer angeblichen Schwalbe Gelb sah, war vielleicht spielentscheidend. Denn in der 63. Minute musste der Tscheche beim Stande von 1:1 wegen Foulspiels vorzeitig abtreten. Trotzdem: Die Plauener ließen sich auch. nach dem Rückstand nicht aus ihrem Konzept bringen, demonstrierten Zweikampfhärte und kontrollierte Offensive. Im Lößnitztal aber müssen die Schmidt & Co. in dieser Woche selbstkritisch resümieren, dass sie mit dem Gekicke in der Vogtland-Arena keine weiteren Gedanken an den Aufstieg in die 2. Liga verschwenden können. Wolfgang Konetzke, Chemnitzer Morgenpost, Montag 28. Februar 2000