Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1999/00

Spielbericht

33. Spieltag - Samstag, 13.05.2000 - 14:00

FC Erzgebirge Aue - Rot-Weiß Erfurt 2:0 (0:0)


FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Hagen Schmidt, Holger Hasse, Enrico Barth - Radek Sionko, Pavel Vasicek, Petr Grund, Marian Pagels, Borislav Tomoski - Harun Isa (86. Steven Zweigler), Jörg Kirsten (88. Peter Heidler); Trainer: Gerd Schädlich

Rot-Weiß Erfurt: Steffen Kraus - Jens Große, Heiko Nowak (78. Piet Schönberg), Norman Loose (62. Andre Tews) - Marco Engelhardt, Nico Scheller, Danny Bach, Clemens Fritz (50. Petr Nemec), Heiko Cramer - Ronny Hebestreit, Ayhan Gezen; Trainer: Jürgen Raab

Tore: 1:0 Radek Sionko (60.); 2:0 Marian Pagels (82.)

Schiedsrichter: Bernd Robel (Briesen)

Zuschauer: 5200

Gelbe Karte: Enrico Barth (2.) / Marco Engelhardt (3.), Ronny Hebestreit (2.), Ayhan Gezen (2.)

Nach der Sektdusche eine dicke Zigarre

FC Erzgebirge Aue schafft nach 2:0-Triumph über Rot-Weiß Erfurt vorzeitig Qualifikation für 3. Liga

Platzsturm nach der vorzeitigen Qualifikation für 3. Liga. Foto: Burg

Im Lößnitztal sind alle Dämme gebrochen. Mit dem Schlusspfiff entlud sich am Sonnabend die Spannung und schlug in einen riesigen Jubel um. Durch den 2:0-Erfolg gegen Rot-Weiß Erfurt war Gewissheit geworden, was die Fans des FC Erzgebirge Aue seit langem herbeigesehnt haben. Die Veilchen sind in der dritten Liga. Der Verein und der professionelle Fußball in Aue haben Zukunft. Anhänger, Spieler, Trainer, Betreuer und Sponsoren lagen sich in den Armen, vereinigt zu einem lila-weißen Knäuel auf dem Rasen des Erzgebirgsstadions. Nach einer Sekt-Dusche genehmigten sich die Spieler eine Zigarre. Erleichterung allenthalben. "Jetzt ernten wir die Früchte von acht Jahren Arbeit, freute sich Präsident Uwe Leonhardt nach einer aufregenden Woche, die mit zwei Niederlagen gegen Magdeburg und in Zwickau kurz vor dem Ziel noch eine Krise brachte. Im entscheidenden Spiel war bei beiden Teams die große Anspannung spürbar, allerdings begann Erfurt wesentlich nervöser als die Gastgeber. Nach einer Stunde war es dann so weit. Eine Flanke von Borislav Tomoski köpfte Hagen Schmidt auf Radek Sionko, der das wichtige 1:0 markierte. "Das Tor wird meinen Vater besonders freuen. 1976 ist Banik Ostrava durch seinen Kopfball zum 1:0 gegen Plzen tschechischer Meister geworden. Mein Treffer war heute auch sehr wichtig und ist für Aue eine große Hilfe", meinte der Schütze überglücklich. Den Sieg endgültig besiegelte Marian Pagels mit einem kapitalen Weitschuss nach indirektem Freistoß, Damit krönte der 23-Jährige seine seit Wochen anhaltenden guten Leistungen. "Ich hatte seit Mitte April schon fünf Tore gemacht. Das gibt so viel Selbstvertrauen, dass man immer den Ball fordert", sagte der Rechtsaußen, der bei den Veilchen bisher noch nie einen Freistoß geschossen hatte. Mit dem 2:0 fiel eine riesige Last von den Auern ab. Denn nach der Siegesserie im Herbst und den tollen Heimerfolgen Sachsen Leipzig und Union Berlin war die schon sicher geglaubte Qualifikation für die neue 3. Liga noch einmal in Gefahr geraten. "Wenn man so lange in der Tabelle oben steht und dann in der entscheidenden Phase drei Mal verliert, kommt schon eine gewisse Unruhe auf. Aber jetzt haben wir endlich das Ziel erreicht, für das wir uns die gesamte Saison den Hintern aufgerissen haben", fiel Enrico Barth ein Stein vom Herzen. Noch ist seine Verletzung nicht abgeklungen. Nur mit starken Schmerztabletten war sein Einsatz gegen die Erfurter möglich. Doch in dieser entscheidenden Partie wollte der Manndecker nicht fehlen. "Zuschauen ist viel schlimmer", meinte der Kapitän überglücklich. Die große Erleichterung war auch Trainer Gerd Schädlich anzumerken. Er dankte allen für die Unterstützung und dafür, dass er auch in schwierigen Situationen das Vertrauen behielt. "Nach den bitteren Niederlagen gegen Jena in der Hinrunde und am Mittwoch in Zwickau hat niemand den Kopf verloren. Wir konnten ruhig weiterarbeiten und haben dies mit Erfolg getan. Heute hat die Mannschaft ein großes Kompliment verdient", lobte Schädlich. In den nächsten Tagen wird nun noch intensiver am Kader für die neue Saison gebastelt, um das Team weiter zu verstärken. Uli Steudel, Freie Presse, Montag 15. Mai 2000

,Wismut-JubeI` & Freudentränen bei Trainer Schädlich

Von diesem rundum sonnigen Frühlingstag werden bestimmt noch Generationen des tollen Fußballvolkes im Erzgebirge sprechen: Der Auer Traditionsverein FCE, der seinen Ehrennamen "Wismut" wohl immer behalten wird, schaffte den Sprung in den bezahlten deutschen Fußball! Nach dem dafür notwendigen 2:0-Sieg gegen den alten Ost-Rivalen Rot-Weiß Erfurt schämte sich auch Chefcoach Gerd Schädlich seiner Tränen der Freude und Erleichterung nicht. Der 47-jährige Erfolgstrainer, der schon den Auer Erzrivalen Zwickau in die 2. Bundesliga führte, lobte im erzgebirgischen Jubelsturm vor allem sein Team: "Mein Kompliment, wie die Mannschaft nach vorn spielte." Präsident Uwe Leonhardt, der noch am Siegesabend zu einer Gartenparty in sein Haus in Zschorlau einlud, war nicht minder gerührt: "Wer wie wir auch schon in den tiefsten Tälern stand, der weiß am besten, wie schön es auf dem Gipfel ist." Die Bedeutung dieses großen Auer Kickertages beschrieb Kapitän Enrico Barth deutlich: "Wenn wir diese entscheidende Partie nicht gewonnen hätten, dann hätten wir gleich die Lichtmasten im schönen Erzgebirgsstadion abschneiden können." Doch das verhinderte ein in der entscheidenden Schlacht durchgängig homogenes Team. Das begann bei Keeper Sven Beuckert, der in der 80. Minute mit einer glänzenden Fußparade dafür sorgte, dass die Partie doch nicht noch einmal kippte. Es setzte sich fort beim tschechischen Mittelfeldmann Radek Sionko, der seinen neuen Vertrag mit dem wichtigen Führungstor feierte. Und die Top-Troika hatte noch einen Namen: Marian Pagels machte mit einem 20-m-Freistoßknaller alles klar - so wurde der neue Mario Basler des Erzgebirges geboren. Auch an der Mannschaft der Saison 2000/01 wurde vor allem von Manager Lutz Lindemann und Schatzmeister Bertram Höfer bereits fleißig gebastelt. Bisher wurde schon ein Dutzend Kicker gebunden - einige wie BorislavTomoski, Petr Grund und auch Torhüter "Beucke" stehen noch auf der Kippe. Aber Harun Isa und Pavel Vasicek verlassen definitiv das ach so wunderschöne Lößnitztal ... Wolfgang Konetzke, Chemnitzer Morgenpost, Montag 15. Mai 2000

Vize feiert in Monaco

Nur zwei Mark Eintritt - da strömten 7.000 Fans

Helge Leonhardt erfuhr von der Siegeskunde auf der Sonnenterrasse im 15. Stock des Hotels "de Paris" in Monaco. Dem FCE-Vizepräsidenten, der mit Ehefrau Kerstin auf einer wichtigen Dienstreise weilte, berichtete von diesem historischen Ereignis in der erzgebirgischen Region Sonja Durow, die umsichtige Chefin des Auer VIP-Raumes. Gerührt auch die Eltern der Leonhardt-Zwillinge Uwe und Helge. Der rüstige Vater Friedemann konnte nach dem 1:2-Debakel in Zwickau nicht mehr schlafen - sah sich das 2:0 gegen Erfurt auch nicht live an. Der 72-jährige "Frieder" (so dürfen ihn Freunde nennen) ehrlich: "Ich wollte den Triumph in aller Stille genießen." Und Mutter Ruth: "lch habe es immer gewusst, dass wir auch im Fußball noch viel erreichen werden." Die Fans hatten das großzügige Angebot des Vereins, Männer zahlten zwei Mark sowie Frauen und Kinder nix, großzügig angenommen - die Rekordkulisse von über 7.000 Zuschauern bewies es. Viele davon stürmten nach dem Abpfiff den Rasen - herzten ihre Lieblinge bis zum Abwinken. Vorher veranstalteten sie ein fünfminütiges "Standing Ovation" auf den Rängen. Auch FCE-Vize Martin Henselin war aus dem Häuschen - rauchte eine dicke Mata-Fina. Die 17-Mark-Zigarre war ein Ostergeschenk seiner Tochter Antje. Eigentlich wollte "Martino" den Siegesrauch schon drei Spieltage früher verpaffen... Wolfgang Konetzke, Chemnitzer Morgenpost, Montag 15. Mai 2000