Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Nordost-Liga Staffel B 1990/91

Spielbericht

28. Spieltag - Freitag, 03.05.1991 - 18:00

FC Wismut Aue - Chemnitzer SV 1:1 (0:0)

FC Wismut Aue: Jörg Weißflog - Mathias Jack, Ronald Färber, André Köhler - René Hecker, John Bemme (89. Steven Zweigler), Jens König, Michael Geßner, Enrico Barth - Dirk Vollmar (85. Mirko Reichel), Stefan Persigehl; Trainer: Klaus Toppmöller

Chemnitzer SV: Jens Lämmel - Bernd Tipold, Jens Kempe, Steffen Büttner, Torsten Gläser - Ojokojo Torunarigha, Andreas Müller, Reno Achenbach, Sven Wende (89. Jan Bierbaum) - Jens Meier, Volker Barthel; Trainer: Manfred Fuchs

Tore: 1:0 André Köhler (51.); 1:1 Reno Achenbach (86.)

Schiedsrichter: Matthias Müller (Gera)

Zuschauer: 5300

Gelbe Karte: Michael Geßner (4., gesperrt) / Ojokojo Torunarigha, Torsten Gläser

Rote Karte: - / Ojokojo Torunarigha (72.)

Platzverweis für Torunarigha

Torwart Weißflogs schwerer Fehler kurz vor Schluß kostete einen Punkt

Der FC Wismut Aue mußte erneut zu Hause einen wichtigen Punkt im Kampf um den Staffelsieg abgeben. Zum west-sächsischen Derby kamen immerhin 5300 Zuschauer, die am Ende wieder einmal enttäuscht waren. In der ersten Halbzeit dominierte Wismut zwar klar, hatte 13:0 Ecken, doch fehlten einfach die zwingenden Chancen. "Der entscheidende Paß kam oft nicht an", bemängelte Trainer Klaus Toppmöller. So wurde CSV-Torhüter Lämmel eigentlich nur einmal ernsthaft geprüft, als er in der 20. Minute einen Kopfball von Geßner an den Pfosten lenkte.

PRACHTPARADE: Der Chemnitzer Torwart Jens Lämmel verhalf seiner Mannschaft durch gute Leistungen zum Punktgewinn. Foto: Kruczinsky

In der zweiten Halbzeit gab es dann wesentlich mehr Höhepunkte. Einen Freistoß von König köpfte Köhler, am langen rechten Eck stehend. ins Tor (51.). Neun Minuten später verpaßten gleich drei Chemnitzer eine Barthel-Eingabe. Hecker hätte dann im Gegenangriff alles klar machen können. Doch scheiterte er am herausstürzenden Lämmel. In der 67. Minute hatte Vollmar nur noch Tipold vor sich, aber der routinierte Chemnitzer Libero klärte die Situation. Das Spiel wurde zusehends hektischer. Der schon verwarnte Torunarigha leistete sich ein böses Foul an Persigehl, so daß Schiedsrichter Müller die Rote Karte zeigte. Doch auch mit zehn Mann blieben die Chemnitzer weiterhin am Drücker. Weißflog mußte sich in der 77. Minute bei einem Schuß Meiers mächtig strecken. Kurz vor Schluß passierte dem bewährten Auer Torhüter ein folgenschwerer Fehler. Kempe hob einen Freistoß in den Strafraum, Weißflog bekam elf Meter vor dem Tor den Ball nicht zu fassen, und Achenbach hatte wenig Mühe, zum 1:1 auszugleichen. Bernd Friedrich, Kicker, 06.05.1991

Toppmöllers Prinzip Hoffnung

In Aue kein Katzenjammer nach einem erneuten Heimpunktverlust

In Aue ist die Euphorie der Ernüchterung gewichen. Nach dem 1:0-Auswärtssieg in Meißen wollte man gewissermaßen im Handstreich durch einen Erfolg gegen den Chemnitzer SV weiter an die Tabellenspitze. Daraus wurde nichts. Drei Minuten vor Spielschluß erlitten die Siegeshoffnungen durch den 1:1-Ausgleich einen argen Dämpfer, lösten aber keinen Katzenjammer aus. Trotz des verlorenen Punktes und dem vor drei Wochen gegen Suhl gibt man in Aue die Hoffnungen auf den ersten Tabellenplatz noch nicht auf.

Einer, der weiter auf das Prinzip Hoffnung setzt, ist vor allem Trainer Klaus Toppmöller. Der Pfälzer, der über 200 Bundesligaspiele bestritt und als Trainer den TSV Salmrohr aus der Amateuroberliga in die 2. Bundesliga führte; hält an der Mannschaft fest. "Noch ist nichts verloren. Die Entscheidung wird erst im letzten Spiel in Zwickau fallen, und da haben wir noch unsere Chancen", so der Standpunkt Toppmöllers.

Von ihm und seinen Assistenten Heinz Eisengrein und Holger Erler wird in den nächsten Wochen vor allem viel pädagogisches Geschick notwendig sein, um die Mannschaft für die Endphase zu motivieren. Deshalb kündigte der Auer Trainer - übrigens neben Uwe Reinders in Rostock der einzige aus den alten Bundesländern im ostdeutschen Fußball - an, mit jedem Spieler Einzelgespräche zu führen und sie auf die kommenden Aufgaben einzuschwören. Mit einem wird er das etwas ausgiebiger machen müssen: seinem Kapitän und Torhüter Jörg Weißflog, dem ehemaligen DDR-Auswahlkeeper. Bei ihm wechseln Licht und Schatten zu rasch. Noch in Meißen rettete er mit glanzvollen Paraden den Sieg. Nun Freitag zu Hause leistete er sich einen kapitalen Fehler, der zum Ausgleich führte. Gerade auf ihn und Libero Volker Schmidt, der nächste Woche in Sömmerda nach seiner Verletzung wieder dabei sein wird, muß Wismut Aue bauen, wenn im Endkampf um den Staffelsieg der Kopf oben behalten werden will. Aue weist schon viel auf, was Bundesligaansprüchen genügt. Ein intaktes Umfeld, ein prima Stadion. Nur eines fehlt noch, die sportliche Leistung zur Qualifikation. Zeit dafür ist noch, aber nicht mehr viel. Stefan Geyler, Kicker, 06.05.1991