Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Oberliga Nordost, Staffel Süd 1993/94

Spielbericht

8. Spieltag - Samstag, 09.10.1993 - 14:00

FC Erzgebirge Aue - Bornaer SV 2:1 (1:1)

FC Erzgebirge Aue: Jörg Weißflog - Jan Schmidt, Detlef Müller, Moudachirou Amadou - Frank Rietschel, Thorsten Pöhland, Jens Möckel (46. Ronald Färber), Boris Lucic - Mirko Reichel, Mirko Ullmann, Maik Faßl (63. Francis Makaya); Trainer: Lutz Lindemann

Bornaer SV: Jörg Metzner - Thomas Reimelt, Sylvio Schaller, Dirk Majetschak, Steffen Hermanns, Frank Weidner, Lutz Quaas - Kay-Uwe Jendrossek - Dirk Havel (65. Uwe Sickert), André Schönitz, Thomas Richter; Trainer: Harro Miller

Tore: 1:0 Mirko Ullmann (12.); 1:1 Lutz Quaas (27.); 2:1 Mirko Ullmann (57.)

Schiedsrichter: Wolfram Zelsmann (Teuchern)

Zuschauer: 1200

Gelbe Karte: Detlef Müller, Boris Lucic / Lutz Quaas, Thomas Richter

Kein Spaziergang für Aue

Den meisten Beifall gab es diesmal bereits vor dem Spielbeginn. Zum einen wurde Jörg Weißflog für sein 300. Punktspiel im Auer Dreß geehrt. Und nachträgliche Glückwünsche zum 65. Geburtstag erhielt die Auer "Legende" Willy Tröger. Gemeinsam mit den Zuschauern sah der alte Wismutstratege einen ordentlichen Start der heimischen Elf. Nachdem der gute Gästetorhüter Metzner einen gefährlichen Flachschuß von Faßl in der 6. Minute noch parieren konnte, mußte er kurz danach bereits das erste Mal den Ball aus dem Netz holen. Einen Freistoß von Pöhland verwertete der beste Spieler auf dem Platz, Mirko Ullmann, aus Nahdistanz per Kopfball zur Führung für den Gastgeber. Kurz danach war es erneut der Auer Torschütze vom Dienst, der fast wieder per Kopf getroffen hätte. Diesmal verhinderte der Bornaer Torhüter mit guter Parade einen Treffer.

Unverständlicherweise ließ dann die Qualität des Auer Spiels nach. Lediglich eine klare Chance durch Lucic Mitte der ersten Halbzeit war Ausdruck der Inaktivität der Platzbesitzer. Borna dagegen konnte sich freispielen und kam nicht unverdient zum Ausgleichstreffer durch Quaas, der einen Freistoßableger aus knapp 20 Metern unhaltbar für Jubilar Weißflog ins rechte untere Eck zirkelte. Borna wies in dieser Phase nach, daß diese Elf klar besser ist, als der derzeitige Tabellenplatz aussagt. Immerhin erreichte man gegen vermeintliche Staffelfavoriten (Zwickau, Sachsen Leipzig) beachtliche Ergebnisse. Trotz verdichteter Abwehr gelang es immer wieder, eigene Angriffe zu inszenieren.

In der zweiten Spielhälfte brachte Lindemann für Möckel den wiedergenesenen Färber und später auch Makaya für den enttäuschenden Faßl. Beide sollten neue Impulse für das Spiel nach vorn bringen. Das gelang auch in der Anfangsviertelstunde in eindrucksvoller Weise. Zwei gefährliche Kopfbälle von Schmidt und Lucic kündigten die erneute Führung für Aue an. In der 57. Minute gelang dann auch das verdiente 2:1, als wiederum Ullmann, und erneut mit Kopfball, nach Ecke von Lucic in die Maschen des Gästetores traf. Der Gegner spielte nach diesem Rückstand offensiver. Das eröffnete der Erzgebirgself allerdings auch mehr Räume für Konter. So hatte an diesem Tag Aues einzige und stets gefährliche Sturmspitze, Mirco Ullmann, schon in der 61. Minute das dritte Tor auf dem Fuß Doch sein Schuß verfehlte um Zentimeter das Bornaer Gehäuse. Zuvor hatte er die gesamte Abwehr der Gäste einschließlich Torhüter ausgespielt.

Es folgten ein Pfostenschuß des agilen Rietschel und ein 25-Meter-Schuß von Färber, den der Gästetorwart parieren konnte. Borna erzielte in dieser Phase zwar stellenweise Ausgeglichenheit, vermochte aber nicht, sich große Chancen auszuspielen. Anders dagegen der Gastgeber. Zehn Minuten vor Schluß spielte sich Makaya durch die Bornaer Awehr. Seine Eingabe von der Grundlinie schmetterte Färber aus zwölf Metern Entfernung über die Querlatte. Dann war nochmals Ullmann, der mit bemerkenswertem Einsatz von der Mittellinie loszog und die gegnerische Abwehr in Angst und Schrecken versetzte. Im letzten Moment hinderte ein Bornaer Verteidigerbein den einschußbereiten Ullmann - übrigens neuer Spitzenreiter in der Torschützenliste der Amateuroberliga - am erneuten Torerfolg.

Trotz des nur knappen Sieges wird Aue am kommenden Wochenende zuversichtlich zum Erzrivalen Zwickau reisen. Dann kann hoffentlich der zur Zeit leicht verletzte Daniel Sonner wieder spielen. Jürgen Ullmann, Freie Presse, 11.10.1993

Treff der Generationen

Aus meiner Sicht, von Jürgen Ullmann

Auch im Fußball gibt es Zeiten, in denen Geschichte geschrieben wird. Am Sonnabend waren am Rande und auf dem Rasen Akteure einstiger und heutiger Fußballgenerationen zu beobachten. Willy Tröger, einstiger Wismutstratege aus besten Auer Fußballzeiten, erhielt vom Vorstand des FCE nachträglich zum 65. Geburtstag herzliche Glückwünsche. Wenn er auch früher vor wesentlich mehr Publikum seine gefürchtete und anerkannte Torgefahr präsentierte, so war ihm die Freude über diese Ehrung ins Gesicht geschrieben. Und auch er spendete Beifall, als mit Jörg Weißflog ein Akteur, der zwanzig Jahre später bis heute Fußballgeschichte in Aue schreibt, für sein 300. Punktspiel geehrt wurde. Jörg Weißflog ist schon heute eine Torwartlegende und setzt die Torwarttraditionen der Thieles, Fuchs' und Eberts im Lößnitzgrund fort. Keiner hat wie Weißflog die Höhen (bis zum Nationalspieler der DDR) und Tiefen (Abstieg aus der Oberliga) durchlebt. Trotzdem schlug er lukrative Angebote einiger Profivereine aus und hält dem Traditionsverein aus unserer Region die Treue. Er hofft, wie viele Freunde des runden Leders, daß auch weiterhin in Aue der Fußballsport eine wesentliche Größe bleibt.

Eine jüngere Generation schickt sich an, eine neue Ära für die Zukunft zu schreiben. Erstes Ziel für dieses langfristig angelegte Fußballkonzept ist der Aufstieg in die neuzubildende Regionalliga als Sprungbrett in den bezahlten Fußball, der in wenigen Jahren Wahrheit werden könnte. Junge Spieler, wie beispielsweise Mirko Ullmann, setzen bereits erste starke Akzente. Wie dieses junge Stürmertalent am Sonnabend auftrumpfte und als "Einmannsturm" die gegnerische Abwehr durcheinanderwirbelte, läßt Zuversicht für die Zukunft aufkommen. Lutz Lindemann, mit Seitenblick auf Willy Tröger, betonte in der Pressekonferenz nach dem Spiel, daß mit Mirko Ullmann ein neuer "Wilhelm Tell aus dem Erzgebirge" heranwächst. Eben eine neue, junge Generation.