Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

2. Fußball-Bundesliga 2021/22

Spielbericht

22. Spieltag - Freitag, 11.02.2022 - 18:30

FC Erzgebirge Aue - Holstein Kiel 2:3 (0:2)


FC Erzgebirge Aue: Martin Männel - Anthony Barylla, Sören Gonther, Gaëtan Bussmann (46. Ben Zolinski) - John-Patrick Strauß, Sam Schreck (71. Nicolas Kühn), Dirk Carlson - Clemens Fandrich (83. Jan Hochscheidt), Soufiane Messeguem - Dimitrij Nazarov (46. Antonio Jonjic), Prince Osei Owusu (72. Nikola Trujic); Trainer: Pavel Dotchev

Kader: Philipp Klewin, Jann George, Erik Majetschak, Philipp Riese

Holstein Kiel: Thomas Dähne - Phil Neumann, Simon Lorenz, Marco Komenda (78. Johannes van den Bergh) - Lewis Holtby - Julian Korb, Alexander Mühling, Finn Porath (61. Philipp Sander), Fabian Reese (78. Jonas Sterner) - Benedikt Pichler (69. Kwasi Okyere Wriedt), Fin Bartels (69. Steven Skrzybski); Trainer: Marcel Rapp

Kader: Ioannis Gelios, Marcel Benger, Patrick Erras, Fiete Arp

Tore: 0:1 Fin Bartels (19.); 0:2 Sören Gonther (Eigentor, 38.); 1:2 Nikola Trujic (79. / Clemens Fandrich); 2:2 Jan Hochscheidt (84. / Nicolas Kühn); 2:3 Kwasi Okyere Wriedt (90.)

Schiedsrichter: Florian Heft (Neuenkirchen)

Zuschauer: 4788

Gelbe Karte: Gaëtan Bussmann (2.), Clemens Fandrich (4.), Dimitrij Nazarov (6.), Nicolas Kühn (3.) / Phil Neumann, Kwasi Okyere Wriedt

Rote Karte: Soufiane Messeguem (42., Foulspiel) / -

Nackenschlag in der 90. Minute besiegelt Niederlage

Die Talfahrt von Erzgebirge Aue geht ungebremst weiter. Gegen Holstein Kiel blieben die Veilchen auch im achten Spiel in Serie in der 2. Bundesliga ohne Sieg. An der Einstellung lag es nicht, aber die Mannschaft schaffte es nicht, sich zu belohnen. So erlebten Fans und Mannschaft einen ganz bitteren Abend. Da holten die Veilchen in Unterzahl einen 0-2-Rückstand auf, um dann in der Schlussminute doch noch das 2-3 zu kassieren. Damit bleibt die Lage des Tabellenvorletzten weiter hochprekär.

Aues Teamchef Marc Hensel nahm zwei Änderungen in seiner Startelf vor: Abwehrchef Gonther lief nach gerade überstandener Muskelverletzung auf, Messeguem mischte erstmals seit Mitte Dezember wieder mit. Zolinski und Jonjic rotierten auf die Bank. Vor dem Anpfiff wurde des Ende Januar verstorbenen verdienstvollen ehemaligen Trainers Gerd Schädlich (69) gedacht, der die Veilchen 2003 zum ersten Mal in die 2. Bundesliga geführt hatte. Fast Durchgängiger Schneefall sorgte für einen seifigen Untergrund. „Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern um zwölf“, hatte Teamchef Hensel gesagt. Präident Leonhardt hatte unmissverständlich gefordert, man brauche Männer, keine Schulkinder. Die Spieler schienen begriffen zu haben, was die Stunde geschlagen hat und hielten gegen die Gäste im Schneetreiben ordentlich dagegen. Doch den „Störchen“ aus Kiel war das in den letzten Wochen aufgebaute Selbstvertrauen deutlich anzumerken. Die ersten beiden guten Gelegenheiten gehörten den Platzbesitzer. Fandrichs halbhohes Anspiel auf Nazarov schließt der mit links ab - Dähne pariert in der kurzen Ecke (17.). Und nur eine Minute später luchst Owusu Lorenz den Ball ab. Owusu läuft alleine auf den herausstürmenden Keeper Dähne zu und schießt aus 18 Metern. Dähne wehrt mit einem starken Reflex ab. Vielleicht eine Schlüsselszene des Spiels, denn im Gegenzug liegt der Ball im Kasten von Männel. Reeses flacher Fernschuss wurde zur Vorlage für Bartels, der die Unaufmerksamkeit der Auer Defensive bestrafte. Der Torschütze lief in der Mitte einfach durch und schiebt aus gut sechs Metern in die halbrechte Ecke ein. Aue schüttelte sich, versuchte es weiter, allerdings ohne richtiges Konzept. Zwar bietet sich Owusu (28.) eine gute Schußpositon, doch Holtby kann entscheidend abfälschen. Die Gäste reißen zwar keine Bäume aus, spielen aber solide nach vorn. Korbs harmlose Eingabe schien eine leichte Beute für Männel zu werden, doch Gonther kam ihm zuvor und traf ins eigene Netz - 0-2 (38.). Von den Rängen schallte es: "Wir haben die Schnauze voll!" Nur vier Minuten später sollte es noch bitterer werden. Messeguem hat im Mittelfeld keine Chance mehr auf den Ball, als er Neumann von hinten in die Beine rutscht und den Kieler an dessen Wade erwischt. Referee Heft zögert keine Sekunde und zückt die Rote Karte. In Unterzahl retteten sich die Veilchen sichtlich verunsichert in die Pause und standen in Hälfte zwei vor einer Mammut-Aufgabe. Viele im Stadion rechneten mit einer deftigen Klatsche wie schon im Heimspiel zuvor gegen Schalke.

Hensel versuchte es nach dem Wechsel mit zwei frischen Leuten, Jonjic und Zolinski kamen für Nazarov und Bussmann. Doch Kiel ließ überhaupt nichts anbrennen, Reese (49.) hätte aus 14 Metern sogar nachlegen können, trifft aber nur den rechten Außenpfosten. Beim Tor von Pichler (56.) ist die Fahne vom Linienrichter oben. Wegen Abseitsstellung des Passgebers (Mühling) zählt der Treffer jedoch nicht. Aue kämpfte verbissen, es gelang aber vor dem gegnerischen Tor einfach nichts. Carlson (58.) tankte sich vors Kieler Tor, doch Neumann wirft sich in den Schuß. Bei einer Zolinksi-Flanke wird Owusu (62.) vehement am Trikot gezogen. Die Auer Proteste enden jedoch ohne Erfolg, Florian Heft zeigt nicht auf den Punkt dafür aber Hensel die Gelbe Karte. So mussten die Gäste nur das Nötigste machen. Bei Anbruch der Schlussphase zeigen die Veilchen einen leichten Aufwärtstrend und konnten sich in Sachen Kampf überhaupt nichts vorzuwerfen. Es sind die spielerischen Mittel die fehlen. Kühn probiert es mit einem Solo, scheitert aber aus spitzen Winkel am Kieler-Keeper (79.).

In der aussichtslos erscheinenden Lage traf der eingewechselte Trujic plötzlich zum Abschlußtreffer (79.). Eine hohe Hereingabe von Strauß verlängert Fandrich am kurzen Pfosten per Kopf vor die lange Ecke. Trujic nimmt aus gut sieben Metern per linkem Fuß direkt und befördert ihn per Aufsetzer in die linke Ecke. Keeper Dähne ist noch dran, kann den Einschlag aber nicht mehr verhindern. Sofort ist Stimmung in der Bude. Die Fans peitschen ihre Mannschaft nach vorn. Der kurz zuvor eingewechselte Hochscheidt setzt noch einen drauf (84.). Ein langer Freistoßschlag von Kühn aus dem rechten Mittelfeld nimmt der Routinier auf der linken Sechzehnerseite gekonnt runter, tanzt zwei Kieler aus und vollendet aus spitzem Winkel mit dem linken Spann in die lange rechte Ecke. Das Stadion stand Kopf. Die Störche hatten aber noch eine Antwort parat und tüteten den Sieg durch das Tor des eingewechselten Wriedt in der 90. Minute doch noch ein. Nach einem Flugball auf die tiefe linke Seite donnert Mühling den Ball flach vor den kurzen Pfosten. Wriedt steht in der Bahn und fälscht so ab, dass der Ball in der kurzen Ecke einschlägt. In der Vierminütigen Nachspielzeit kassiert Kiels Torwart die Gelbe Karte wegen Zeitspiel und Zolinski köpft nach einer Flanke von Hochscheidt über den Kasten. (Burg)

Trainerstimmen

Marcel Rapp (Trainer Holstein Kiel): "Wir hatten am Anfang ein wenig Glück, dann eine große Effizienz an den Tag gelegt. Mit der Roten Karte muss das Spiel entschieden sein. Nach dem Wechsel spielen wir nicht gut Fußball, haben nicht viel zugelassen. Mit zwei Chancen, wo wir stümperhaft verteidigen, kommt Aue dran. Wir haben einen glücklichen Sieg eingefahren, den wir aber aufarbeiten müssen."

Marc Hensel (Trainer Erzgebirge Aue): "Wir können mit den Zuschauern alles möglich machen. So ein unglückliches Spiel habe ich noch nicht erlebt. Wir müssen das 1-0 machen und kriegen das Gegentor im Gegenzug. Dann kommt die Mannschaft toll zurück, dann kriegen wir so eine Möhre. Ich kann niemand einen Vorwurf machen, wir haben toll gekämpft. Wir haben umgestellt, kommen zurück und kriegen so einen Genickschlag. Heute kam alles zusammen. Es ist bitter. Wir kriegen zwei klare Fouls gegen uns vor dem 2-3 nicht gepfiffen. Und kriegen vorn einen Elfmeter verwehrt. Da bin ich gern wieder die Heulsuse. Wir haben weiter eine Chance, müssen uns in einen Lauf spielen."