Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1995/96

Spielbericht

7. Spieltag - Sonntag, 03.09.1995 - 14:00

FC Erzgebirge Aue - 1. FC Union Berlin 1:2 (0:0)

FC Erzgebirge Aue: Jörg Weißflog - Ronny Thielemann, Jörg Palke, Moudachirou Amadou - Jan Schmidt, Udo Fankhänel, Boris Lucic, Jens Kempe, Jens Haustein (81. Mirko Ullmann) - Danilo Kunze, Henry Berg; Trainer: Ralf Minge

1. FC Union Berlin: Oskar Kosche - Andreas Zimmermann (30. Thomas Petzold), Jens Härtel, Rayk Schröder - Marko Rehmer, Gerald Klews, Sergej Barbarez, Jörg Schwanke, Jacek Frackiewicz (85. Tom Persich) - Marco Küntzel (60. Rene Deffke), Thorsten Boer; Trainer: Hans Meyer

Tore: 1:0 Jan Schmidt (56.); 1:1 Sergej Barbarez (60.); 1:2 Jacek Frackiewicz (81.)

Schiedsrichter: Bernd Robel (Briesen)

Zuschauer: 6300

Gelbe Karte: Jörg Palke, Jan Schmidt, Jens Haustein / Jens Härtel, Gerald Klews, Andreas Zimmermann

Enttäuschung im Spitzenspiel

6300 Zuschauer verließen gestern Nachmittag enttäuscht das Auer Erzgebirgsstadion. Die Veilchen des FC Erzgebirge kassierten im Spitzenspiel des 7. Spieltages in der Fußball-Regionalliga mit ihrer bisher schlechtesten Saisonleistung ihre erste Heimniederlage. Nach TeBe Berlin verlor Aue auch gegen den zweiten Aufstiegskandidaten Union Berlin mit 1:2 (0:0).

Die Gäste aus der Wuhlheide wurden für die Erzgebirgler zum erwartet schweren Gegner. Mit dem Anpfiff versuchte Union ein schnelles Führungstor zu erzielen. Aue spielte in den ersten 45 Minuten zu defensiv, überließ dem Gegner fast vollständig das Mittelfeld. Das Fehlen des kurzfristig wegen Zerrung ausgefallenen Mazedoniers Borislav Tomoski machte sich an allen Ecken und Enden bemerkbar. Jens Haustein konnte ihn in keiner Phase ersetzen.

Das erste Achtungszeichen setzten dann auch die Berliner. Ein 16-Meter-Freistoß von Barbarez landete am Pfosten (14.). Bei einem 25-Meter-Freistoß von Boer mußte Weißflog sein ganzes Können zeigen (22.), um einen Rückstand zu verhindern. Große Aufregung herrschte in der 24. Spielminute. Der Unioner Zimmermann, kurz vorher mit Gelb belastet, beging an Jan Schmidt ein grobes Foul. Aber anstatt ihm die gelb-rote Karte zu zeigen, beließ es Schiedsrichter Robel (Briesen) bei einem Freistoß. Gästetrainer Hans Meyer wechselte Zimmermann anschließend sofort aus. Die Gastgeber besaßen vor dem Pausentee nur eine Tormöglichkeit. Danilo Kunze verfehlte mit einem 20-m-Freistoß knapp das Dreiangel des Berliner Tores. Gegen die spielstarken Gäste war das einfach zu wenig.

Nach dem Seitenwechsel kamen die Veilchen mit mehr Elan aus der Kabine. Folgerichtig ging Aue in der 56. Minute mit 1:0 in Führung. Kunze hatte von der Mittellinie Boris Lucic mustergültig bedient, dessen Eingabe köpfte der frisch vermählte Jan Schmidt ins Tor. Doch der Jubel währte nur kurz. Bereits vier Minuten später glichen die Gäste durch ihren auffälligsten Akteur Barbarez aus. Haustein ließ den Torschützen an der Strafraumgrenze frei zum Schuß kommen. Union nutze den Aufwind des Ausgleichstreffers und kam durch Frackiewicz neun Minuten vor Spielschluß zum verdienten 2:1-Siegtreffer. Aues Trainer Ralf Minge mußte nach Spielschluß zugeben: "Union war die bessere Mannschaft. Wir haben zwar eine Schlacht verloren, aber nicht den Krieg." Unions Coach Hans Meyer freute sich: "Über weite Strecken kontrollierten wir das Spiel. Die Begegnung hat gezeigt, daß es manchmal besser ist, einen schweren Gegner zu bespielen." Lothar Bösecke, Freie Presse, 04.09.1995

Auer Parallelen

Aus meiner Sicht, von Jürgen Ullmann

Ähnlich wie im Vorjahr wird der Auer Fußball nach gelungener Startphase kalt getroffen. Nach dem gestrigen Spiel gegen den Regionalliga-Spitzenreiter Union Berlin ist man dem Erwartungsdruck erneut nicht gewachsen und muß sich vorerst weiterhin mit der Verfolgerrolle begnügen. Allerdings sollte man eine Analyse dieser 2:1-Niederlage sachlich und objektiv vornehmen. Weder das Fehlen wichtiger Spieler wie Tomoski oder Krasselt, noch die Leistung des Schiedsrichters Robel sind als Entschuldigung für das sieglose Aufeinandertreffen anzuführen. Trainer Ralf Minge legte deshalb auch Wert darauf zu betonen, daß seine Elf nicht annähernd ihr derzeitiges Leistungsvermögen ausschöpfte.

Den Sieg in der Vorwoche beim FC Berlin als Maßstab anzulegen, wäre sicherlich fehl am Platz. Immerhin stellte sich der Spitzenreiter in der Erzgebirgsstadt vor und, so die einhellige Meinung aller Teilnehmer der Pressekonferenz, bestätigte seine gegenwärtige Leistungsstärke auch eindrucksvoll. Kritik muß man jedoch sicherlich am FCE anbringen, wenn das Team nach einer überraschenden 1:0-Führung als platzbesitzende Mannschaft am Ende doch noch leer ausgeht.

Selbst nach dem 1:1-Ausgleichstor der Berliner Elf hätte eine Auswechslung für die Veilchen sicherlich Positives bringen können. Hier ist selbst der Auer Trainer Ralf Minge selbstkritisch mit sich ins Gericht gegangen und wird in Zukunft aus diesem Fehler lernen. Zu hoffen bleibt deshalb, daß man nun konzentriert weiter nach vorn arbeitet und nicht, parallel zum Vorjahr, am Ende mit leeren Händen dasteht. Jürgen Ullmann, Freie Presse, 04.09.1995