Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1995/96

Spielbericht

17. Spieltag - Samstag, 02.12.1995 - 13:30

FC Erzgebirge Aue - Rot-Weiß Erfurt 0:0

FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Jörg Palke, Boris Lucic, Moudachirou Amadou - Jens Kempe, Ronny Thielemann, Udo Fankhänel, Borislav Tomoski, Danilo Kunze - Henry Berg (72. Jan Schmidt), Mirko Ullmann; Trainer: Ralf Minge

Rot-Weiß Erfurt: Steffen Kraus - Dirk Pfitzner, Dragan Kavaz, Jens Große - Jan Wehrmann, Steffen Schmidt, Piet Schönberg, Andriy Roslyakov, Alexander Langbein - Thomas Herz (88. Admir Mujakovic), Ante Markesic (80. Heiko Nowak); Trainer: Frank Engel

Tore: Fehlanzeige

Schiedsrichter: Joachim Haack (Berlin)

Zuschauer: 1800

Gelbe Karte: Jörg Palke, Ronny Thielemann / Ante Markesic, Jens Große

Veilchen verschenken zwei Pluspunkte

Das ewig junge Ostderby Aue gegen Erfurt am Samstag gehörte sicher nicht zu den besten. Interessant und spannend war es trotz des mageren 0:0-Unentschiedens allemal. Beide Teams standen sich bereits zum 76. Mal gegenüber. Bei 27 Auer Erfolgen und 16 Siegen der Thüringer trennte man man sich zum 30. Mal remis. Ein Ergebnis, mit dem die Gäste hoch zufrieden waren. "Wir wollten in Aue einen Punkt, das ist uns gelungen", freute sich Erfurts Coach Frank Engel. Für den Auer Trainer Ralf Minge war das Resultat kritikwürdig. "Wir haben zwei Punkte verloren. Die Mannschaft hat zwar Willen gezeigt, aber wer so viele glasklare Chancen ausläßt, braucht sich nicht zu wundern."

Der Erfurter Jan Wehrmann (l.) versucht vergeblich einen Schuß des Auers Boris Lucic abzublocken. Foto: Frank Kruczynski

Allein Mirko Ullmann hätte den Sieg einfahren können. Drei sogenannte hundertprozentige Torchancen vergab der Stürmer. Besonders in der 55. Minute rauften sich Spieler und Zuschauer die Haare. Erst scheiterte Ullmann aus fünf Meter Entfernung mit einem Kopfball, dann schob er den Abpraller am langen Pfosten vorbei. Bis zu diesem Zeitpunkt hätten die Gastgeber, die druckvoll begannen, um dann gegen Ende der ersten Halbzeit abzubauen, eigentlich schon führen müssen. Henry Berg (6.) und Ronny Thielemann (9.) probierten es mit Distanzschüssen, Mirko Ullmann scheiterte aus Nahdistanz (11./21.). Die einzige Gästemöglichkeit ließ Markesic ungenutzt verstreichen (39.).

Mit Beginn der zweiten 45 Minuten erhöhte Aue die Angriffsbemühungen. Doch auf dem hartgefrorenen Boden konnten die Gastgeber ihre spielerischen Vorteile nicht zum Tragen bringen. Zudem verstanden es die Gäste, das sonst so gefährliche Flügelspiel der Platzbesitzer zu verhindern. Was dann über die Mitte kam, wurde zumeist eine sichere Beute der sehr gut stehenden Abwehr der Blumenstädter. Eine Schrecksekunde mußten 1800 Zuschauer in der 70. Minute überstehen. Einen 20-Meter-Freistoß von Wehrmann kratzte Torwart Sven Beuckert gedankenschnell aus dem linken unteren Eck. Als sein Gegenüber Kraus bei einem Direktschuß von Ullmann (73.) glänzend parierte, war das Spiel gelaufen. Lothar Bösecke, Freie Presse, 04.12.1995

FCE am Scheideweg

Aus meiner Sicht, von Jürgen Ullmann

Die Hinrunde der Regionalliga-Nordost ist Geschichte. Der dritte Tabellenrang des FC Erzgebirge Aue liest sich nicht schlecht. Und doch bleibt ein großes Fragezeichen.

Der zwischenzeitliche Kontakt zu den beiden führenden Teams, Union Berlin und TeBe Berlin, ging zum Hinrundenfinale leider verloren. Die große Frage, ob Aue noch einmal das Spitzenduo gefährden kann, steht momentan nicht. Mit Punktverlusten in Stendal, Eisenhüttenstadt und nun gegen Erfurt bringen die Veilchen sogar ihren dritten Tabellenrang in große Gefahr. Und die derzeitige Form der Auer Elf läßt keinen Optimismus aufkommen.

Nächste Woche in Cottbus und eine Woche darauf in Plauen (Sachsenpokal) sind Siege notwendig. Man braucht sich nichts vorzumachen: Gelingt dieser Anspruch nicht, dann droht Fußball-Aue wie im Vorjahr in die Mittelmäßigkeit zurückzufallen. Aues Präsident Uwe Leonhardt, Manager Lutz -Lindemann und auch Trainer Ralf Minge sind sich der Verantwortung bewußt. Der Dank an alle Gönner des FC Erzgebirge Aue, die die Rahmenbedingungen ermöglichten, verpflichtet auch im kommenden Jahr zu erfolgreichem Fußball.

Will man den angestrebten, kurzfristigen Sprung in den bezahlten Fußball schaffen, dann gibt es im traditionsreichen Auer Verein nur eine Alternative zum gegenwärtigen Erscheinungsbild: Noch konzentrierter arbeiten und das Ziel mit der Mannschaft erfolgreich umsetzen. Es gibt unter diesem Gesichtspunkt auch über die kommenden Weihnachts-Feiertage wohl keine größere Ruhepause für Verantwortliche und Akteure des FC Erzgebirge Aue. Gut Ding braucht viel Mühe. In diesem Sinne wünschen sich die Auer Fans einen erfolgreichen Jahresabschluß ihrer Fußballelf. Jürgen Ullmann, Freie Presse, 04.12.1995