Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1995/96

Spielbericht

25. Spieltag - Donnerstag, 11.04.1996 - 18:00

FC Erzgebirge Aue - Bischofswerdaer FV 0:0

FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Ronny Thielemann, Sven Köhler, Moudachirou Amadou - Jens Kempe, Jan Schmidt (60. Mirko Ullmann), Borislav Tomoski, Jens Haustein, Udo Fankhänel - Danilo Kunze, Henry Berg; Trainer: Ralf Minge

Bischofswerdaer FV: Heiko Kretschmar - Falk Kunze, Mario Kleditzsch, Guido Magdeburg (78. Andreas Schmidt) - Tino Gottlöber, René Pilz, Peter Pordzik, Stefan Hoßmang, Tilo Kosmetschke - Thomas Mattusch, Fred Wonneberger; Trainer: Jörg Bär

Tore: Fehlanzeige

Schiedsrichter: Peter Weise (Könitz)

Zuschauer: 800

Gelbe Karte: Jens Kempe, Henry Berg, Ronny Thielemann / -

Wieder Nulldiät beim FCE

Nach dem durchaus akzeptablen 0:0 bei Union Berlin gab es für die Regionalliga-Fußballer des FC Erzgebirge Aue am Donnerstagabend beim Nachholeheimspiel gegen den Bischofswerdaer FC erneut ein 0:0. Vor etwa 800 Zuschauern im Auer Erzgebirgsstadion bei echtem Aprilwetter - anfangs Regen, später Schneeschauer - paßten sich die 22 Akteure den miesen äußeren Bedingungen nahtlos an. Über eine halbe Stunde demonstrierte man "Antifußball".

Vergebliche Angriffsmüh: Auch Jan Schmidt (Mitte) gelang mit diesem Kopfball kein Tor für den FC Erzgebirge. Die ganze Mannschaft bot gegen Bischofswerda eine ziemlich schwache Leistung. Foto: Gläser

Erst in der 35. Spielminute gab es beim Eckenstand von 3:2 für den Platzbesitzer die erste erwähnenswerte Aktion. Udo Fankhänel prüfte mit einem 25-Meter-Freistoß den Ersatztorhüter von "Schiebock", Heiko Kretschmar, der aber den tückischen Aufsetzerball unter Kontrolle bringen konnte. Bis zu dieser Auer Chance gab es ein lustloses Gekicke. Die Gäste zeigten bis dahin deutlich, daß man mit einer Defensivtaktik bei fünf fehlenden Stammspielern (unter anderen Hain, Kreibich und Diebitz) einen Pluszähler anstrebte.

Die Minge-Elf fand kein spielerisches Mittel, um die kompakte Abwehr zu durchbrechen. Viele Mängel in der Spielgestaltung im Mittelfeld ließen zudem den verletzten Boris Lucic vermissen. Borislav Tomoski, dessen "Ersatzmann" als Spielgestalter, war zumindest in der ersten Hälfte diesbezüglich klar überfordert. Somit rückte ein früher Führungstreffer in weite Ferne, denn Aue entwickelte keine Torgefahr. Die gefährlichste, aber auch einzige Torchance für die Gäste bot sich in der 38. Minute. Nach einem Eckball für Bischofswerda köpfte Wonneberger aus Nahdistanz gefährlich aufs Auer Tor. Der nach seiner Rotsperre wieder eingesetzte Sven Beuckert mußte sich mächtig strecken, um den Ball noch über die Querlatte zu lenken. Kurz vor dem Pausenpfiff konnten sich die frierenden Fans wenigstens noch an einen 25-Meter-Distanzschuß von Ronny Thielemann erfreuen, der jedoch knapp sein Ziel verfehlte.

Die zweite Halbzeit konnte also nur noch besser werden. In dem zu erwartenden Sturmlauf zogen sich die Gäste nun vollends in ihre Hälfte zurück. Zwar versuchten die Auer Veilchen, mit mehr Laufarbeit Löcher in die Gästeabwehr zu reißen, aber die Torgefahr hielt sich in Grenzen. Ein Kunze-Kopfball wurde vom Gästekeeper über die Querlatte gelenkt, und auch ein weiterer Kopfball sah den Bischofswerdaer Torwart als Sieger. Mit der Einwechslung von Mirko Ullmann wurde Mitte der zweiten Spielhälfte der Angriffsdruck nochmals verstärkt. In der 61. Minute hatte Henry Berg die Riesenchance zum Torerfolg. Sein Schuß aufs Tor aus zwölf Metern Entfernung wurde jedoch vom Bischofswerdaer Peter Pordzik für seinen bereits geschlagenen Keeper auf der Linie abgewehrt. Kurz danach konnte Gästeschlußmann Kretzschmar eine Ullmann-Flanke von halbrechts nicht festhalten, der Nachschuß blieb in der dichten Abwehr von "Schiebock" hängen.

Auch in der 72. Minute agierte Aue glücklos. Ein 25-Meter-Schuß von Tomoski prallte vom rechten Pfosten zurück ins Spielfeld. Wenig später raufte sich der Mazedonier erneut die Haare. Seinen 30-Meter-Distanzschuß kratzte Kretzschmar aus dem linken Bischofswerdaer Dreiangel. Bis zum Ende konnte der eingewechselte Gäste-Oldie Andreas Schmidt seine wackelnde Abwehr wieder ordnen. So gab es in der Schlußviertelstunde keine nennenswerte Aktion auf beiden Seiten mehr, zumal die "Sturmspitze" der Gäste etwa 30 Meter vor ihrem eigenen Gehäuse in Lauerstellung postiert war. Der Schlußpfiff des Unparteiischen, Peter Weise aus Könitz, der den Spielern die Nachspielzeit wegen vieler verletzungsbedingter Unterbrechungen ersparte, schien wohl allen als Erlösung eines niveaulosen, tristen Spiels. Jürgen Ullmann, Freie Presse, 12.04.1996

Antifußball

Aus meiner Sicht, von Jürgen Ullmann

Man sieht es nicht nur an den Zuschauerzahlen. Und das launische Aprilwetter täuscht nicht darüber hinweg, daß Fußballspiele der Auer Regionalligakicker derzeit kein "Renner" sind. Die Schuld nur auf Kontrahent Bischofswerda zu schieben, der eine Mauertaktik in Perfektion demonstrierte, wäre eine Beschönigung der momentanen Leistungen der Minge-Schützlinge.

Selbst wenn die Chancen im Titelkampf verspielt sind, muß man den zahlenden Zuschauern ordentliche Fußballkost bieten. Doch davon ist man meilenweit entfernt. Nach exakt 35 Minuten zierte meinen Notizzettel noch ein riesengroßer weißer Fleck - nicht eine nennenwerte Aktion auf dem Spielfeld! Für Fußballer, die unter profihaften Bedingungen trainieren, verdammt wenig! Oder stelle ich an die dritthöchste Spielliga, über die ja in jüngster Zeit in punkto Profibedingungen seitens des DFB diskutiert wird, zu hohe Ansprüche?

Bleibt zu hoffen, daß Ralf Minge vor allem seinen Stürmern für den Rest der Saison beibringen kann, daß im Fußball nur Spiele gewonnen werden können, wenn man Tore schießt. Denn noch einige "Null-Nummern" mit "Antifußball" lassen befürchten, daß in Zukunft Zuschauer im Erzgebirgsstadion "handverlesen " werden! Jürgen Ullmann, Freie Presse, 12.04.1996