Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1995/96

Spielbericht

27. Spieltag - Donnerstag, 04.04.1996 - 18:00

FC Erzgebirge Aue - Wacker Nordhausen 2:0 (2:0)

FC Erzgebirge Aue: Frank Baumann - Ronny Thielemann (77. Jörg Palke), Sven Köhler, Moudachirou Amadou - René Krasselt, Jens Haustein, Borislav Tomoski (66. Jens Kempe), Boris Lucic, Udo Fankhänel - Danilo Kunze, Henry Berg (80. Jan Schmidt); Trainer: Ralf Minge

Wacker Nordhausen: Henry Cott - Hagen Schmidt, Jens Ludwig, Andreas Gogsch - Jens Eisenschmidt, Marko Große, Stefan Otto (80. Sasa Dadunashvili), Nico Scheller, Marco Meldau (69. Dennis Trocha) - Ralf Heider, Chris Jauer (49. Frank Schneider); Trainer: Klaus-Dieter Koschlik

Tore: 1:0 Danilo Kunze (42.); 2:0 Henry Berg (43.)

Schiedsrichter: Jörg Toschek (Berlin)

Zuschauer: 600

Gelbe Karte: Sven Köhler, Ronny Thielemann / Marco Meldau, Henry Cott, Hagen Schmidt

Gelb/Rote Karte: Boris Lucic (30.) / -

Vergebener Elfmeter: Danilo Kunze (Foulelfmeter, 8., gehalten von Henry Cott) / -

Aue schlägt sich wacker

Aues Regionalligafußballer können noch gewinnen. Gerade mal 600 Zuschauer bejubelten am Donnerstagabend im Erzgebirgsstadion den ersten Punktspielsieg in heimischen Gefilden seit Fortsetzung der Rückrunde. Nieselregen und schwerer Schneeboden brachten keine guten Bedingungen. Es war ein Kampfspiel mit hohem körperlichen Einsatz nötig, wollte man die letzten schwachen Leistungen vergessen machen. Und das verlangte Trainer Ralf Minge von jener Aufstellung, die gegen Dresden verloren hatte.

Das Spiel begann verteilt. Nordhausen gelang es, den Auer Spielfluß in der Mittelfeldzone zu zerstören. Außerdem gingen die Veilchen übernervös zu Werke. Trotzdem bot sich in der achten Minute die Chance zur Führung. Tomoski wurde beim Versuch, Gästetorhüter Cott zu umspielen, von den Beinen geholt. Elfmeter für Kunze: Eine äußerst schwache Strafstoßausführung, der flach getretene Ball wurde im Schnee noch gebremst, sah Nordhausens Torhüter als Sieger. Danach hatte Kunze erneut eine Chance, doch in aussichtsreicher Position verzog er aus Nahdistanz vor dem Gästetor. Erste Pfiffe kamen.

Nur gut, daß wenigstens Baumann im Tor die nötige Konzentration besaß, als er in der 28. Minute einen gefährlichen Heider-Freistoß aus 20 Meter Entfernung zur Ecke abblockte. Zwei Minuten später schien das K.o. für Aue perfekt zu sein. Spielmacher Lucic wurde mit der gelb-roten Karte in die Kabine geschickt. Der Kroate spielte den Ball, als der vom Unparteiischen Jörg Toschek aus Berlin noch nicht freigegeben war, und wurde zurecht verwarnt. Vor der Freistoßausführung pfiff der Referee gegen die gegnerische Mauer. Lucic deutete dies als Freigabe zur Ausführung. Jedoch nicht der Schiri, der dem verblüfften Lucic Gelb-Rot zeigte. Eine völlig überzogene Entscheidung ohne Fingerspitzengefühl. Trainer Ralf Minge hat dies in seiner Laufbahn noch nicht erlebt: "Sicher ein bedauernswertes Mißverständnis, für das ich Boris Lucic in Schutz nehme!"

Buchstäblich "am Boden" schienen die Gäste vom FSV Wacker 90 Nordhausen am Donnerstagabend. Henry Berg war in dieser Szene nicht zu stoppen und erzielte wie Danilo Kunze (im Hintergrund) einen Treffer für den FCE Aue zum 2:0- Heimerfolg in der Fußball-Regionalliga. Foto: Fuhrmann

Aue in Unterzahl: Vorerst galt es, zwei Chancen der Gäste durch Heider und Eisenschmidt zu entschärfen. Plötzlich spielten die Veilchen das, was Dresden einige Tage vorher vormachte. Man suchte das Risiko und kämpfte geschlossen mit dem Rücken zur Wand. Mit Erfolg: In der 42. Minute erzielte Kunze seinen überfälligen Treffer mit einem Seitfallzieher inmitten des Nordhausener Strafraumgewühls heraus. Bereits eine Minute später zog Berg aus 18 Metern in halblinker Position ab. Sein straffer Flachschuß landete in der rechten unteren Torecke zum 2:0.

In der zweiten Hälfte versuchten die Gäste durch Hereinnahme ihres genesenen Mittelfeldregisseurs Schneider das Spiel zu kippen. Aber außer einer Chance - Schneiders 20-Meter-Schuß - brauchte Baumann nicht mehr ernsthaft einzugreifen. Aue kontrollierte das Spiel und geriet nie in Gefahr, den Vorsprung einzubüßen. Allerdings entpuppte sich die als äußerst kampfstark bekannte Wacker-Elf auch als die schwächste Gastmannschaft der Saison. Ein verdienter Sieg auch für die Moral der Auer, die das nötige Selbstvertrauen für das schwere Spiel am Montag, 14 Uhr, bei Union Berlin wiederhaben sollten. Jürgen Ullmann, Freie Presse, 06.04.1996