Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1995/96

Spielbericht

30. Spieltag - Samstag, 27.04.1996 - 14:00

FSV Velten - FC Erzgebirge Aue 3:0 (2:0)

FSV Velten: Thomas Wendorff - Tino Zock, Markus Kolbuch, Heiko Wagner - Alexander Tolmatschew, Detlef Weichmann, Hartmut Berndt (84. Mike Buth), Denis Koslov, Dirk Schlegel - Adnan Focic (63. Andre Beutler), Mayk Goschin; Trainer: Ralf Kiefer

FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Ronny Thielemann, Sven Köhler, Jörg Palke - Jens Kempe, Borislav Tomoski, Jan Schmidt, Udo Fankhänel, Jens Haustein - Danilo Kunze, Henry Berg; Trainer: Ralf Minge

Tore: 1:0 Mayk Goschin (33.); 2:0 Mayk Goschin (42.); 3:0 Denis Koslov (64.)

Schiedsrichter: Guido Richter (Berlin)

Zuschauer: 239

Gelbe Karte: Alexander Tolmatschew, Andre Beutler / Borislav Tomoski, Danilo Kunze

Gelb/Rote Karte: Mayk Goschin (57.) / Ronny Thielemann (55.)

FCE von allen Ideen verlassen

0:3-Pleite beim Tabellenvorletzten

"Was in der zweiten Halbzeit gezeigt wurde, kann ich nicht verstehen." Ralf Minge, den Trainer des FC Erzgebirge Aue, entzückt das Spiel seines Teams immer seltener. Auswärts schafft es der FCE derzeit auch bei Abstiegskandidaten nicht zu punkten. Selbst dann nicht, wenn die eigentlich nur auf ein Unentschieden aus sind, wie am Sonnabend der FSV Velten. Den Veltenern reichte diese Einstellung, um die Auer mit einer 3:0-Schlappe nach Hause zu schicken.

Und der Sieg für den Tabellenvorletzten der Regionalliga Nordost ging auch in dieser Höhe in Ordnung. Dabei sahen die 38 mitgereisten Fans aus dem Erzgebirge in der Anfangsphase ein deutliches spielerisches Übergewicht der Veilchen. Aber die Gastgeber zogen sich geschickt in die eigene Hälfte zurück und machten die Räume eng. Bis zum Strafraum wirkte das Auer Spiel recht gefällig. Doch bereits jetzt sah man das Manko der Lila-Weißen: keine Schüsse aus der zweiten Reihe und nur schablonenhafte Flanken von außen, die eine sichere Beute der Abwehr wurden.

Die wenigen Chancen, wie in der 8. Minute, als der total neben seinen Schuhen stehende Danilo Kunze die sichere Führung kläglich vergab, wurden nicht genutzt. Ab der 25. Minute befreiten sich die Veltener immer mehr und spielten gute Angriffe nach vorn. Anfangs war Aues Abwehr noch im Bilde, doch in der 35. Minute schoß Veltens Kapitän Goschin aus 18 Meter scharf und flach zum 1:0 ein. Als die Auer Hintermannschaft in der 43. Minute auf Abseits spielte, umkurvte wieder Goschin die gesamte Innendeckung und vollendete kaltblütig zum 2:0. Derselbe Spieler wurde kurz nach der Halbzeit wegen absichtlichen Handspiels vom Platz gestellt, wie auch Ronny Thielemann nach einem Foulspiel im Mittelkreis, nachdem er zuvor bereits Gelb gesehen hatte. Durch das 3:0 in der 63. Minute - ein straffer Schuß von der Strafraumgrenze - war die Entscheidung gefallen.

Typisch für die derzeitige Misere im Spiel der Erzgebirger: den ersten Schuß aus der zweiten Reihe gab Jens Haustein erst in der 77. Minute aufs Tor ab. Bei den schwachen Veltener Stürmern und beim eigenen starken Torwart Sven Beuckert können sich die Auer bedanken, daß die Niederlage nicht höher ausfiel. Die Fans waren bereits zur Halbzeit tief enttäuscht ob dieser Leistung, hatte man doch noch drei Tage vorher Tabellenführer Tennis Borussia alles abverlangt. Ralf Minge sagte nach dem Spiel: "Der Sieg der Veltener war hochverdient. Wir haben nur 20 Minuten gut mitgespielt." Der Gästetrainer sprach davon, daß seine Mannschaft nur auf eine Punkteteilung aus gewesen war, da Aue für ihn eigentlich zu den spielstärksten Mannschaften der Regionalliga gehört. So kann man sich irren... Stefan Unger, Freie Presse, 29.04.1996

Sportanlage Germendorfer Straße in Velten nach dem Spiel gegen Aue am 27.04.1996 (3:0). Foto: Burg

Velten-Pleite kostet Ralf Minge den Job

Lindemann übernimmt Training beim FCE in Aue

Die samstägliche Pleite des FC Erzgebirge Aue beim FSV Velten in der Fußball-Regionalliga hatte gestern früh ihr Nachspiel. Trainer Ralf Minge wurde vom Vorstand gefeuert. 14 Uhr übernahm Manager Lutz Lindemann das Training, der auch für die kommende Saison Trainer sein wird. Als ehrenamtlicher Manager fungiert ab sofort Vizepräsident Helge Leonhardt.

Dieses Duo wird künftig die sportlichen Geschicke beim FC Erzgebirge leiten: Lutz Lindemann und Helge Leonhardt (von links) bei letzten Absprachen vor der großen Standpauke mit der Mannschaft. Foto: Gläser

Für Minge, der sich zu seiner Beurlaubung nicht äußern wollte, kam dieser Schritt überraschend. Doch hinter den Kulissen brodelte es bereits seit Wochen. Das kumpelhafte Verhältnis zu den Spielern, gepaart mit der Erfolglosigkeit der letzten Wochen ist Trainer Minge nun zum Verhängnis geworden. Der Riß habe sich schon nach dem Pokal-K.o. der Veilchen in Plauen angedeutet, ließ Präsident Uwe Leonhardt gestern durchblicken. "Ich schätze Ralf Minge als guten Fachmann und ehrlichen Arbeiter persönlich sehr. Aber als Führungskraft muß er die Konsequenzen ziehen und den Kopf hinhalten", meinte Leonhardt. "Die wahren Versager sind die Spieler." Die wurden vor dem gestrigen Training von Lutz Lindemann erst einmal harsch ins Gebet genommen. Nach einer lautstarken Standpauke müssen sich die Spieler nun auf eine härtere Gangart einstellen, wie der Präsident ankündigte. Auch mit personellen Veränderungen muß in den nächsten Wochen gerechnet werden. Namen wollte jedoch noch niemand nennen.

Fest steht indes, daß der FC Erzgebirge Aue bis 1. Juli einen neuen Co-Trainer sucht, der auch als Talentetrainer die Organisation einer Fußball-Schule übernehmen soll. Trotz der schwierigen Phase, die dem FCE bevorsteht, will der Vorstand das sportliche und- wirtschaftliche Umfeld für die Mannschaft erhalten. Eine Zielstellung für die nächste Saison könne jedoch erst ausgegeben werden, wenn die Zusammensetzung der neuen Mannschaft feststeht, gab sich Präsident Leonhardt noch bedeckt über die Zukunft des Auer Fußballs. Das Konzept, das der Vorstand vor dem Spiel gegen TeBe beraten hatte, ist jedenfalls schon wieder überholt. Uli Streudel, Freie Presse, 30.04.1996