FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Jörg Palke, Dirk Rettig, Moudachirou Amadou - Ronny Thielemann, Udo Fankhänel (25. Jörg Leonhardt), Carsten Romanowsky (78. Rico Reinold), Dirk Hempel (63. Steven Zweigler), Borislav Tomoski - Henry Berg, Mike Sadlo; Trainer: Lutz Lindemann
1. FC Union Berlin: Oskar Kosche - Marko Rehmer, Tom Persich, Sven Meyer - Thomas Petzold, Daniel Petrowsky, Gerald Klews, Roland Wendt, Torsten Boer (88. Nico Patschinski) - Marco Küntzel (63. David Bergner), Norman Struck (68. Ronny Jank); Trainer: Karsten Heine
Tore: 0:1 Norman Struck (13.); 1:1 Mike Sadlo (25.); 1:2 Gerald Klews (70.); 1:3 Marko Rehmer (90.)
Schiedsrichter: Rainer Spickenagel (Mixdorf)
Zuschauer: 4000
Gelbe Karte: Dirk Rettig, Henry Berg, Ronny Thielemann / Torsten Boer, Daniel Petrowsky, Norman Struck
Veilchen auf eigenem Platz ausgekontert
Die Sonnenfinsternis über dem Erzgebirge hatte am Samstag Symbolcharakter. Genau mit jenen Tugenden, von denen Aues Trainer Lutz Lindemann gewarnt hatte, besiegte der 1. FC Union Berlin in der Fußball-Regionalliga den FC Erzgebirge Aue, der in der laufenden Saison mit diesem 1:3 (1:1) sein erstes Heimspiel verloren geben mußte. Blitzschnelles Umschalten vom Rückwärts- in den Vorwärtsgang und eiskalte Chancenverwertung zeichneten das Spiel der Gäste aus, während der FCE erneut eine Reihe von besten Tormöglichkeiten ungenutzt verstreichen ließ.
Mit steinernen Mienen verließen dann auch die geschlagenen Auer den Platz, "So leichtfertig darf man nicht mit seinem Chancen umgehen", ärgerte sich Dirk Rettig, der nach dem zweiten Treffer für Union (68.) seinen Libero-Posten völlig aufgegeben hatte. In der Schlußminute war er dann urplötzlich frei im Strafraum. "Als ich abziehen wollte, bekam ich einen Schubs von hinten. Da hätte der Schiedsrichter durchaus Pfeifen können", meinte der Ex-Cottbuser. Aber die Proteste der Auer hielten sich in Grenzen, denn das Spiel war in der ersten Halbzeit verloren worden.
Aues Keeper Sven Beuckert. Foto: Frank Kruczynski
Borislav Tomoski leitete mit seinem Lattenschuß (8.) eine Reihe von besten Möglichkeiten ein. Selbst vom frühen 0:1 nach einem mustergültigen Union-Konter, den Norman Struck per Kopfball in die Maschen setzte, ließen sich die Veilchen nicht beeindrucken. Es folgte die stärkste Phase des FCE, in der es gleich mehrmals lichterloh im Strafraum von Union brannte. Neben der bekannten Abschlußschwäche gesellte sich nun auch Pech zum Auer Spiel. Einen Kopfball von Moudachirou Amadou köpfte Gerald Klews von der Linie. Der Ausgleich lag in der Luft. So war das 1:1, bei dem Mike Sadlo höher als sein größerer Gegenspieler Marko Rehm sprang und einköpfte, mehr als verdient. Doch danach sündigte der FCE weiter in der Chancenausnutzung, was Union mit dem 1:2 bestrafte. Ronny Thielemann verlor einen Zweikampf an der Eckfahne gegen Roland Wendt, dessen Flanke der überragende Klews aus Nahdistanz einköpfte. "Mein Gegenspieler darf nicht zum Flanken kommen", haderte der FCE-Kapitän mit sich, "aber das kann man auch noch im Strafraum ausbügeln." Die Kritik galt wohl Torwart Sven Beuckert, der wie angewurzelt auf der Linie stand. Als er seinen Kasten in der Nachspielzeit dann richtig verlassen hatte, um wie alle Auer nach vorn zu stürmen, hatte Rehm leichtes Spiel das Leder aus 40 Metern im verwaisten Auer Tor unterzubringen. "Im Fußball gibt es keine Gerechtigkeit. Wir werden aber nicht zusammenbrechen, sondern erhobenen Hauptes nach Cottbus fahren" kommentierte Trainer Lutz Lindemann. Uli Steudel, Freie Presse, 14.10.1996
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