Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1996/97

Spielbericht

18. Spieltag - Samstag, 01.02.1997 - 14:00

Chemnitzer FC - FC Erzgebirge Aue 2:2 (0:2)

Chemnitzer FC: Jörg Weißflog - Lutz Wienhold, Thomas Laudeley, Ingo Hertzsch - Torsten Bittermann, Alexander Tetzner (72. Ivica Gvozden), Michael Ballack, Sven Köhler (72. Mario Neuhäuser), Kay-Uwe Jendrossek (46. Amir Osmanovic) - Mirko Ullmann, Ilija Aracic; Trainer: Christoph Franke

FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Jörg Palke, Dirk Rettig, Moudachirou Amadou - Carsten Romanowsky, Rico Reinold, Udo Tautenhahn, Dirk Hempel, Udo Fankhänel - Mike Sadlo (78. Henry Berg), Borislav Tomoski; Trainer: Lutz Lindemann

Tore: 0:1 Mike Sadlo (25.); 0:2 Mirko Ullmann (Eigentor, 33.); 1:2 Ilija Aracic (49.); 2:2 Mario Neuhäuser (85.)

Schiedsrichter: Helmut Bley (Sehma)

Zuschauer: 6700

Gelbe Karte: Sven Köhler, Michael Ballack / Dirk Hempel, Jörg Palke, Rico Reinold, Dirk Rettig

Linksfuß im Namen der Gerechten

CFC holt im Bezirksderby gegen Erzgebirge Aue 0:2-Rückstand auf

Mario Neuhäuser konnte sich nicht recht erinnern. Mit 14 Jahren war es wohl, da hatte der inzwischen 33jährige bei der Bezirksmeisterschaft ein Kopfballtor erzielt, was seinem damaligen FC Karl-Marx-Stadt den Weg zur Spartakiade ebnete. Am Samstag glückte dem Routinier erneut ein sehr wichtiges Tor in seiner langen Karriere. Mit dem Treffer in der 85. Minute zum 2:2 bewahrte "Häusl" die Himmelblauen vor der zweiten Blamage gegen den Rivalen FC Erzgebirge Aue.

Der Auer-Fanblock war hautnah dabei als es zweimal im Weißflog-Tor einschlug. Foto Stefan Unger

"Das war ausgleichende Gerechtigkeit", sagte Neuhäuser in Bezug auf das Eigentor von Mirko Ullmann (33.), das die Chemnitzer vor den offiziell angegebenen 6700 Zuschauern schon mit 0:2 in Rückstand brachte. Bereits nach 25 Minuten sorgte Aues Stürmer Mike Sadlo mit einem Abstauber-Tor nach Freistoß von Udo Fankhänel für die Führung der Erzgebirger. Die zahlreich mitgereisten Fans quittierten es auf ihre Weise. "Flocke, wir danken Dir", mußte sich der ehemalige Keeper aus dem Lößnitztal und jetzige CFC-Torhüter, Jörg Weißflog, anhören. Noch kurioser hätte Mario Neuhäuser im Auftrag der Gerechten nicht unterwegs sein können. In der 72. Minute eingewechselt, schoß der Linksfuß den Ball mit dem rechten Schlappen, von Aues Carsten Romanowsky noch abgefälscht, unter die Latte. "Mit rechts habe ich bisher höchstens im Training mal getroffen", schmunzelte Neuhäuser.

CFC-Stürmer Mirko Ullmann (Zweiter von rechts) versucht im Duell mit den Auern Moudachirou Amadou (rechts) und Carsten Romanowsky den Ball in den Kasten von Sven Beuckert zu spitzeln. Foto: Karl Wagner

Ein etwas anderes Schmunzeln setzte der Torhüter des FC Erzgebirge Sven Beuckert auf. "Ich hab den Ball durch die Sonne erst im letzten Moment gesehen und dann aus Reflex einfach die Hand gehoben", meinte der Keeper, der wahrscheinlich bei bewölktem Himmel diesen Ball mit der Mütze, die er auf dem Kopf als Sonnenschutz trug, weggefangen hätte. "Beucke" sah es dennoch gelassen. Zwar nutzt das Remis mit Blick auf die Tabellenspitze keinem Team so recht: "Doch wir haben gegen Chemnitz insgesamt vier Punkte geholt. Damit können wir durchaus leben." Aues Trainer sah es ähnlich. Lutz Lindemann hatte seine Schützlinge hervorragend auf das brisante Duell eingestellt. In der ersten Halbzeit zeigten sich die Erzgebirger im Zweikampfverhalten eine Klasse besser. Auf dem schwer bespielbaren Platz blieben durchdachte Spielzüge Mangelware, so daß die einzige gefährliche Torsituation aus beschriebener Standardsituation zum 1:0 resultierte.

Und Chemnitz? Die CFC-Kicker, die sich so viel für diesen Rückrundenauftakt vorgenommen hatten, versteckten sich förmlich in den ersten 45 Minuten. "Da spielten wir gehemmt. Ich sehe die Ursachen dafür im mentalen Bereich", versuchte CFC-Trainer Christoph Franke die geistigen Barrieren seiner Mannen zu erklären. "Bei den Standards haben wir nicht aufgepaßt. Wenn man gegen Aue 0:2 hinten liegt, muß man mit einem Punkt am Ende zufrieden sein." Erst nach der Hereinnahme des dritten Stürmers (Amir Osmanovic) und dem frühen Anschlußtreffer von Ilija Aracic (49.) bäumten sich die Himmelblauen gegen die drohende Niederlage auf, erarbeiteten sich Chancenvorteile und und kamen noch zum Ausgleich. Thomas Prenzel, Freie Presse, 03.02.1997

Michael Ballack (Chemnitz, links) im Kopfballduell mit Aues Udo Tautenhahn. Foto: Frank Kruczynski