SC Charlottenburg: Olaf Ladewig (24. Christian Zahn) - Timo Uster, Tim Hüfner, Christian Seydel - Michael Stahr (46. Stephan Hoffmann), Matthias Plack, Baris Avanoglu (60. Dariusz Pater), Bozo Kolak, Torsten Gowitzke - Steffen Milenz, Andre Skerka; Trainer: Claudio Offenberg
FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Jörg Palke, Mentor Miftari (46. Moudachirou Amadou), Dirk Rettig - Carsten Romanowsky, Udo Fankhänel, Rico Reinold (62. Steven Zweigler), Ronny Thielemann, Udo Tautenhahn - Dirk Hempel (46. Jörg Leonhardt), Mike Sadlo; Trainer: Lutz Lindemann
Kader: Dirk Böhme
Tore: 1:0 Andre Skerka (43.); 1:1 Steven Zweigler (85.); 1:2 Udo Tautenhahn (Foulelfmeter, 90.)
Schiedsrichter: Andreas Dommaschk (Lübben)
Zuschauer: 235
Gelbe Karte: Baris Avanoglu / Mentor Miftari, Ronny Thielemann, Udo Tautenhahn, Dirk Hempel
Glücklicher Sieg beim Absteiger
Der FC Erzgebirge beendete die Saison mit einem glücklichen 2:1 (0:1) beim Absteiger SC Charlottenburg in Berlin. Es war die mit Abstand beste Regionalligasaison der Fußballer aus dem Erzgebirge. Nach Rang neun und Platz fünf wurde diesmal der Vizemeistertitel errungen. Dies wurde auch von den Zuschauern honoriert. Nach knapp 2500 Besuchern im Vorjahr konnte sich der FC Erzgebirge 1996/97 über rund 3700 Fans pro Spiel freuen. Die letzte Partie der Saison wurde noch ein "Heimspiel". Von den 235 Zuschauern in Charlottenburg waren fast 200 aus Aue gekommen.
Die Anhänger feierten ihre Mannschaft, als wäre der Aufstieg geglückt. Dabei hätten sie Grund genug gehabt, sauer auf ihre Lieblinge zu sein. Denn die betrachteten diese Partie wohl als notwendiges Übel. Trainer Lutz Lindemann wechselte denn auch kräftig aus. "Wer nicht über seinen Schatten springen kann und alles auf den schlechten Platz schiebt, kann nach 45 Minuten gehen", schimpfte der Coach. Nur der lauf- und einsatzfreudige Udo Tautenhahn bemühte sich immer wieder. Er war mit drei guten Chancen auch der gefährlichste Auer. Die größte Möglichkeit erkämpfte sich "Taute" im wahrsten Sinne des Wortes kurz vor dem Pausenpfiff (45.). Nachdem er sich am linken Strafraumeck der Gastgeber den Ball erobert hatte, zog er ab, doch fand er in Keeper Ladewig seinen Meister.
Mit Wiederanpfiff blieben Miftari und Hempel in der Kabine. Für den Albaner rückte Jörg Palke auf die Liberoposition. Der Erfolg dieser Maßnahmen stellte sich aber erst in den Schlußminuten ein. Zuvor hatten die Hauptstädter sogar die Möglichkeit, auf 2:0 zu erhöhen. Bei einem Vorstoß von Pater (64.) rettete Sven Beuckert per Fuß. Doch es sollte nicht sein, und so bewies Steven Zweigler erneut seinen Torriecher und traf per Kopf. Als Mike Sadlo in der 90. Minute unfair im Strafraum attackiert wurde, konnte Tautenhahn den Sack sogar noch zumachen. Die Fans der Veilchen, die diesen glücklichen Erfolg verdient hatten, nutzten den dritten Sieg in Folge zu ausgiebigen Jubelszenen. Jens Starke, Freie Presse, 26.05.1997
nach dem Spiel. Foto: Burg
Vom großen Teamgeist beflügelt
FC Erzgebirge Aue nach bisher erfolgreichster Saison Vizemeister
Als die Fußball-Regionalliga in ihre neue Saison startete, da war der Favoritenkreis abgesteckt. Den FC Eizgebirge Aue aber hatte niemand auf der Rechnung. Entsprechend zufrieden können die Veilchen als Vizemeister nun in den wohlverdienten Sommerurlaub gehen. Die Saison 1996/97 war die bisher erfolgreichste der Auer, seit sie in der Regionalliga spielen. 20 Siege bei nur drei Niederlagen und elf Unentschieden sowie ein Zuschauerschnitt von 3700 sind Zeugnisse des Aufwärtstrends.
"Anfangs wußten wir selbst nicht, wo wir stehen. Aber schon nach dem Auftaktsieg im Prestigeduell gegen Chemnitz und dem Auswärtserfolg bei Sachsen Leipzig sind sich die Spieler ihrer Stärken bewußt geworden", blickt Trainer Lutz Lindemann zurück. Ihm ist es gelungen, daß die neuformierte Mannschaft sich schnell zusammenraufte und ein vorbildlicher Teamgeist einzog. So konnten selbst die verletzungsbedingten Langzeitausfälle so wichtiger Spieler wie Libero Mentor Miftari und Routinier Udo Tautenhahn kompensiert werden. Dennoch blieben dem Coach die Schwachstellen nicht verborgen. "Die teils großartigen Leistungen haben wir noch nicht 90 Minuten durchhalten können. Zu Hause gegen Cottbus, als wir den Zuschauern Zweitligafußball boten, kosteten uns zehn Minuten Unachtsamkeit den Sieg", ärgert sich Lindemann rückblickend. Auch im Flutlichtspiel gegen Dynamo Dresden folgte nach einer "riesigen ersten Halbzeit" eine eher mäßige zweite. Als beste Saisonleistung sieht Lindemann das Heimspiel gegen TeBe Berlin. "Das 2:0 war für mich richtungsweisend. Die beiden Tore und die herrliche Vorarbeit von Borislav Tomoski habe ich immer noch genau vor Augen", schwärmt der Trainer, der jedoch vor allzu großer Euphorie warnt. "Wir wären schlecht beraten, nach dem zweiten Platz nun automatisch den ersten zu erwarten."
Eines ist schon jetzt absehbar. Die neue Regionalliga wird ein höheres Niveau haben. Viele Mannschaften rüsten bereits auf, auch der FC Erzgebirge Aue hat mit Ervin Skela und Enrico Barth bereits Ersatz für die Abgänge Borislav Tomoski (Hansa Rostock) und Moudachirou Amadou (Energie Cottbus) gefunden. Eine Hiobsbotschaft erreichte den Verein dagegen diese Woche. Frank Schneider von Wacker Nordhausen, der den Auer Angriff verstärken sollte, hat beim TSV München 1860 unterschrieben. Die Stürmersuche beginnt also von vorn. Umworben waren nach der starken Leistung auch Auer Spieler. Doch Torhüter Sven Beuckert und Kapitän Ronny Thielemann, zwei waschechte Erzgebirger, folgten dem Ruf der Fans nach Bodenständigkeit und nicht den Verlockungen der Bundesligavereine. Damit bleibt das Team im Gros zusammen. Lindemann hofft, daß in der neuen Serie zum gewohnten Kampfgeist noch mehr spielerische Raffinesse hinzukommt. Uli Steudel, Freie Presse, 26.05.1997
Aue macht´s vor
Kommentiert, von Stefan Geyler
Eine Regionalliga-Mannschaft, die nicht professionell geführt wird, landet letztendlich im Mittelmaß. Das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse der abgelaufenen Saison, in der sich erstmalig drei Teams der Region gegenüberstanden. Der FC Erzgebirge Aue hat es dabei allen vorgemacht, was durch ein engagiertes Präsidium, einen couragierten Trainer und eine leistungswillige Mannschaft möglich ist. Am Ende steht der zweite Tabellenplatz hinter "Überflieger" Energie Cottbus zu Buche. Eine Leistung, die bei der starken Konkurrenz nicht hoch genug gewürdigt werden kann. Hier stimmt das Umfeld, hier ist ein Konzept vorhanden, hier weiß man, was man will. Das trifft auch auf den VFC Plauen zu, der sich als Neuling mit Rang zehn ausgezeichnet schlug.
Trotz aller personellen Probleme war für den Chemnitzer FC als Zweitliga-Absteiger mehr als Rang vier drin. Punktverluste gegen Außenseiter und Leistungsschwankungen ließen die Himmelblauen nie zu einem ernsthaften Konkurrenten für Energie Cottbus werden. Hinzu kommt die chaotische Vereinsführung, die darin gipfelte, daß gestern der Verwaltungsrat einen finanziellen Offenbarungseid ablegen mußte. Ein einst deutschlandweit geachteter Zweitligaverein ist auf dem besten Wege, in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Stefan Geyler, Freie Presse, 26.05.1997
Programm
|