FC Erzgebirge Aue: Maik Kischko - Udo Tautenhahn, Radek Sionko, Roman Müller, Holger Hasse - Borislav Tomoski, Marco Kurth, Matthias Heidrich (67. Peter Heidler) - Jörg Kirsten (81. Ronny Jank), Maik Kunze, Marian Pagels; Trainer: Gerd Schädlich
SV Wilhelmshaven: Alexander Ogrinc - Arunas Zekas, Bernd Heemsoth, Frank Claaßen - Ramonas Stonkus (46. George Alhassan), Sebastian Lodter, Marcus John (30. Sebastian Wojcik), Sven Fischer, Marc Bury - Artur Farh, Hakan Cengiz
Tore: 1:0 Maik Kunze (18.); 2:0 Holger Hasse (56.)
Schiedsrichter: Frank Meiwes (Rheda-Wiedenbrück)
Zuschauer: 3700
Gelbe Karte: Udo Tautenhahn, Peter Heidler / Arunas Zekas, Ramonas Stonkus, Marc Bury
Maik Kunze gelingt Einstand nach Maß
FC Erzgebirge Aue startet mit 2:0-Erfolg über SV Wilhelmshaven in die Saison - Neuzugang aus Leipzig eröffnet Torreigen
Maik Kunze gehörte am Samstag zu den glücklichsten Menschen im Auer Erzgebirgsstadion. Nach dem 2:0-Erfolg des gastgebenden FCE in der Fußball-Regionalliga über den harmlosen SV Wilhelmshaven musste der Neuzugang viele Hände schütteln und sich zahlreichen Interviews stellen. "Es war ein Einstand nach Maß. So muss das sein", betonte der 23-Jährige immer wieder.
In der 18. Minute war Kunze dem bundesligaerfahrenen Frank Claaßen auf und davon gelaufen. Aus 14 Metern versenkte er das runde Leder unhaltbar für Torhüter Alexander Ogrinc im linken Dreiangel. Aue bog damit auf die Siegerstraße ein, legte fortan die Nervosität der Anfangsphase ab und bestimmte das Geschehen auf dem Rasen. "Jeder war vor dem Anpfiff aufgeregt. Das gehört nun einmal dazu. Doch das Tor hat mir und der Mannschaft viel Selbstvertrauen gegeben", erklärte Kunze, der sein gelungenes Debüt im Trikot der Erzgebirger in der 64. Minute hätte krönen können. Nach schönem Doppelpass mit Jörg Kirsten tauchte der Ex-Leipziger frei vor dem Gästetor auf, scheiterte dieses Mal jedoch an Ogrinc.
"Die Chance war fantastisch heraus gespielt. Ich wollte den Ball über den Torwart drüber heben, doch leider war ich ein bisschen zu nah dran", erinnerte sich der Angreifer nach dem Schlusspfiff an diese Szene. Letztendlich störte Kunze das aber wenig: "Die Mannschaft war kämpferisch top. Das beim Auftakt spielerisch noch nicht alles optimal läuft, ist ganz normal. Und wenn man zu Null spielt, dann reichen eben auch zwei Tore." Sein Trainer Gerd Schädlich sah das nicht ganz so. "Wir haben es versäumt, das dritte Tor zu machen. Wer so viele Chancen heraus spielt, muss klarer führen", meinte der 47-Jährige, der sich ansonsten aber mit Kritik zurück hielt: "Was zählt, ist der gute Start, und dass wir versucht haben, über weite Strecken der Partie Fußball zu spielen."
Schädlich "funkte" damit übrigens überhaupt nicht auf einer Wellenlänge mit seinem Kollegen Hans-Werner Moors. Der bemängelte das schwache Niveau dieses Spiels und sagte: "Von zwei schlechten Mannschaften hat die bessere gewonnen." Der Gästetrainer lag mit dieser Einschätzung allerdings genauso falsch wie bei seiner Kritik an Valdaus Ivanauskas ("Ich habe Probleme mit seiner Einstellung"). Der (erkrankte) ehemalige HSV-Stürmer war nicht mit ins Erzgebirge gereist und zog damit wohl auch die Konsequenzen aus den ausstehenden Gehaltszahlungen im Wilhelmshavener Team. "Wir haben seit fast drei Monaten kein Geld bekommen", verriet Frank Claaßen, der die Reaktion seines Mitspielers durchaus verstehen konnte: "Wenn nicht bald ein Zeichen vom_Vorstand kommt, bin ich auch weg. Ich ziehe den Hut vor der Mannschaft, dass sie sich trotz des Hickhacks der letzten Wochen so wacker in Aue geschlagen hat", sagte der Kapitän des SVW.
Im Auer Team feierte man unterdessen den erfolgreichen Auftakt in der dritten Liga, den Holger Hasse mit einem wunderschönen Freistoßtor in der 56._Minute perfekt machte. Aus 30 Metern hämmerte er den Ball ins linke untere Eck. "Tautenhahn sagte zu mir: ,Hau das Ding rein'. Wir haben diese Variante die ganze Woche über probiert, allerdings zielte ich da immer auf die andere Ecke", berichtete der Torschütze, der nach dem vielumjubelten Treffer an die Werbebande einer Brauerei lief, welche die Buchstaben von Hasse enthält. "Ich habe in der letzten Saison überhaupt keinen Treffer erzielt und deshalb zu meinen Mitspielern gesagt: Nach dem nächsten Tor gebe ich einen aus'", verriet der 22-Jährige.
Ein Bierchen hatten sich die Veilchen am Samstag wahrlich verdient. Der erste richtige Gradmesser dürfte allerdings erst am kommenden Samstag auf sie warten, wenn der FC Erzgebirge beim Dresdner SC antreten muss. Freie Presse, 31.07.2000
|