Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nord 2000/01

Spielbericht

11. Spieltag - Samstag, 07.10.2000 - 13:00

FC Erzgebirge Aue - Tennis Borussia Berlin 1:4 (1:1)

FC Erzgebirge Aue: Maik Kischko - Udo Tautenhahn, Petr Grund, Holger Hasse (64. Ronny Jank) - Borislav Tomoski (46. Tonci Boban), Marco Kurth, Matthias Heidrich, Marcel Salomo - Marek Nowacki, Maik Kunze (70. Jörg Kirsten), Marian Pagels; Trainer: Gerd Schädlich

Tennis Borussia Berlin: René Renno - Stefan Malchow, Roland Benschneider, Fabian Wohlgemuth - Stefan Simm, Willi Kronhardt, Niclas Weiland, Tim Felsenberg (89. Marcel Isakowitz), Ifet Taljevic (90. Uwe Lehmann) - Goya Jaekel (84. Nils Noltemeier), Ebimobowei Empere

Tore: 0:1 Roland Benschneider (40.); 1:1 Marek Nowacki (41.); 1:2 Ebimobowei Empere (64.); 1:3 Ebimobowei Empere (73.); 1:4 Ifet Taljevic (81.)

Schiedsrichter: Thomas Frank (Hannover)

Zuschauer: 2300

Gelbe Karte: Udo Tautenhahn (6.), Matthias Heidrich (4.), Tonci Boban (3.) / Ifet Taljevic (2.), Ebimobowei Empere (3.)

Nach dem dritten Viererpack liegen die Nerven blank

Zum dritten Mal in Folge mit vier Gegentreffern verloren, ein negatives Torekonto in der Tabelle und trotzdem Spitzenreiter: Der FC Erzgebirge Aue stellt in der Regionalliga Nord zur Zeit die Fußball-Welt auf den Kopf. "Wir sollten nicht mehr auf die Tabelle schauen, sondern schonungslos den Ist-Zustand analysieren", gab Trainer Gerd Schädlich seinen Spielern nach der 1:4-Pleite am Samstag gegen TeBe Berlin mit auf den Weg.

Zu diesem Zeitpunkt war der 47-Jährige schon wieder gefasst. Minuten zuvor hatte die Auer Mannschaft dem erfahrenen Fußball-Lehrer die Zornesröte ins Gesicht getrieben. Und nicht nur ihm, sondern auch den 2300 Fans, die trotz strömenden Regens ins Stadion gekommen waren - und natürlich der Auer Führungsriege. "Wir werden die Mannschaft wegschaffen in ein ordentliches Lager. Die Spieler sind mental zu schwach, können mit Niederlagen nicht umgehen. Die müssen weg von hier", schimpfte Präsident Uwe Leonhardt.

Was die Gastgeber am Samstag ablieferten, war in der Tat eine Frechheit. Lediglich Kapitän Udo Tautenhahn krempelte die Ärmel hoch und sagte den spielstarken Berlinern den Kampf an. Doch auch der 34-jährige Libero verliert langsam die Lust. "Ich habe die Schnauze voll. Wir sind weit weg von der Form zu Saisonbeginn. Unsere Anfängerfehler werden in dieser Liga knallhart bestraft. Einige Spieler haben ein Kopfproblem. Wenn ich das so sehe, tut mir alles weh", ließ "Taute" nach dem Schlusspfiff seinem Ärger freien Lauf.

Knackpunkt der Partie war die 64. Minute: Im Mittelfeld war Hasse eingeschlafen, Empere schnappte sich den Ball, überlief die aufgerückte Auer Abwehr und ließ Kischko keine Chance. Nach dem 1:2 ergaben sich die Gastgeber ihrem Schicksal. Und so konnten erneut Empere (73.) und Taljevic mit einem abgefälschtem Freistoß (81.) den verdienten Sieg für TeBe ohne großartige Gegenwehr sichern. "Wie wir nach dem 1:2 zusammengefallen sind, stimmt mich sehr nachdenklich. So kann es nicht weitergehen", betonte Schädlich, der erstmals Salomo für den formschwachen Sionko als Manndecker aufbot.

Das erwies sich als klassischer Fehlgriff, denn der Ex-Berliner kam mit dieser Aufgabe überhaupt nicht zurecht. In der 22. Minute stand er das erste Mal zu weit von seinem Gegenspieler Empere weg. Kischko rettete mit dem Fuß gegen den Afrikaner. Und auch dem 1:0 für die Gäste (40.) ging ein Stellungsfehler von Salomo voraus. Jaekel lief in den Strafraum, bediente Benschneider, der Kischko keine Chance ließ. Danach folgte die beste Phase der Auer. Bereits im Gegenzug glich Nowacki nach Tomoski-Flanke mit einem Kopfball aus. Es folgten Einschussmöglichkeiten für Nowacki (44.), Pagels (54.) und Kunze (56.). Damit hatten die Erzgebirger an diesem Tag ihr Pulver allerdings verschossen.

"Das Herz hat das Spiel entschieden, und davon hatte meine Mannschaft heute ein bisschen mehr", traf Gästecoach Mirko Slomka nach der Partie den Nagel auf den Kopf. Auf Auer Seite wurden noch während des Debakels seitens des Präsidiums erste Maßnahmen festgelegt. Schon morgen reist die Mannschaft ins Trainingslager, wo sie sich intensiv auf das Samstag-Spiel beim FC Sachsen Leipzig vorbereiten soll. "Wir wollen damit ein Zeichen setzen. Der normale Alltagstrott kann einfach nicht weitergehen. Vielleicht kapiert dann auch der Letzte, was los ist", hofft Schädlich auf bessere Zeiten. Freie Presse, 09.10.2000