Fortuna Düsseldorf: Sven Neuhaus - Rudolf Zedi, Goran Vucic, Kemal Halat - Dirk Michels, Marinko Miletic, Denan Zaimovic (76. Andreas Gensler), Christoph Kempers (83. Sven Mollenhauer), Martin Cupr - Oleg Poutilo, Azmir Dzafic (46. Marcus Marin); Trainer: Aleksandar Ristic
FC Erzgebirge Aue: Dirk Böhme - Radek Sionko, Udo Tautenhahn, Petr Grund - Matthias Heidrich, Marco Kurth, Borislav Tomoski, Marcel Salomo (61. Tonci Boban), Marian Pagels (61. Roman Müller) - Maik Kunze, Ronny Jank (46. Jörg Kirsten); Trainer: Gerd Schädlich
Tore: 1:0 Oleg Poutilo (5.); 2:0 Marcus Marin (Foulelfmeter, 55.); 3:0 Christoph Kempers (61.); 3:1 Udo Tautenhahn (69.); 4:1 Marinko Miletic (74.)
Schiedsrichter: Frank Minskowski (Hanstedt)
Zuschauer: 3000
Gelbe Karte: Kemal Halat (6.), Marcus Marin (3.), Andreas Gensler (2.) / Udo Tautenhahn (10., gesperrt), Radek Sionko (5., gesperrt)
Auer Spieler enttäuschen auf der ganzen Linie
In der Faschingshochburg Düsseldorf haben sich die Fußballer vom FC Erzgebirge Aue wie Pappnasen aufgeführt. Gegen den Vorletzten der Regionalliga Nord ergaben sich die Sachsen mit 1:4 (0:1) fast wehrlos in ihr Schicksal. Bereits nach fünf Minuten leistete sich Tautenhahn ein unnötiges Foul, das Trainer Gerd Schädlich auf die Palme brachte. "Ich habe vor dem Spiel auf Düsseldorfs Stärke bei Standards hingewiesen. Aber die Herren haben nichts weiter zu tun, als fahrlässig Ecken und sinnlos Freistöße zu verursachen", schimpfte der Coach. Die Folge: Das 1:0 durch Poulito, dessen Geschoss aus 21 Metern für Böhme durchaus haltbar war. Sowohl die Rheinländer als auch die Gäste boten den 3.000 Zuschauern in der Folgezeit nur Magerkost. Erst als Miletic schneller als Böhme war, doch sein Schlenzer am langen Eck vorbei trudelte, wachten die Besucher auf (36.). Hätte Tautenhahn kurz vor dem Pausenpfiff nicht in höchster Not vor Kempers geklärt, wäre das 2:0 schon früher gefallen. Von Aue war nichts zu sehen. Drei Flanken von der rechten Seite waren die einzige Ausbeute. Schädlich versuchte nun, die Offensive zu stärken. Für den schwachen Jank kam Kirsten, der sich aber als noch schwächer herausstellen sollte.
Spielszene in der 2. Halbzeit. Foto: Burg Dennoch begann die zweite Hälfte mit einem 15-Meter-Schuss von Tomoski. Als Böhme nach 55 Minuten den eingewechselten Marin im Strafraum von den Beinen holte, pfiff Schiedsrichter Minskowski (Hanstedt) Elfmeter. Marin selbst verwandelte sicher. Jetzt reagierte Schädlich mit einem Doppelwechsel, brachte Müller und Boban für Salomo und Pagels. Kaum waren sie auf dem Platz, stellte Tautenhahn eine Abseitsfalle, die nicht funktionierte und es stand 3:0 durch Kempers Schuss ins Dreiangel.
Nun wurden die 600 mitgereisten Fans, die eindeutig stärksten Auer an diesem Tag, unruhig. "Außer Schädlich könnt ihr alle gehen" und "Solche Fans habt ihr nicht verdient", riefen sie. Tautenhahns 3:1 mit schönem Volleyschuss aus 22 Metern war nur ein Zufallsprodukt. Denn der Kapitän ließ ein zweites Mal auf Abseits spielen und wieder ging es schief. Miletic bedankte sich mit dem (73.). "Ich frage mich, was in den Köpfen der Spieler vorgeht. Wenn man so zu Werke geht braucht man sich nicht zu wundern, so abgewaschen zu werden", sagte der Coach sichtlich angeschlagen. Stefan Jonsson, Freie Presse, 20.11.2000
FCE-Fans mit Geduld am Ende
FC Erzgebirge geht in Düsseldorf mit 1:4 unter
Gästeblock im Rheinstadion. Foto: Burg Es braut sich etwas zusammen in der Auer Fanszene. Reaktionen der FCE-Anhänger wie nach dem Abpfiff des mit 1:4 verlorenen Regionalliga-Punktspiels bei Fortuna Düsseldorf hat es sicher in der Auer Fußballgeschichte noch nicht oft gegeben. Der FC Erzgebirge Aue wurde von den eigenen Fans verspottet, beschimpft und beleidigt.
"Wir sind Auer und ihr nicht", waren noch die harmlosesten Gesänge, die aus dem Gästeblock des riesigen Rheinstadions schallten. Eine desolate Vorstellung der Veilchen und ein erneutes Debakel mit vier Gegentoren waren der berühmte Tropfen, der das Fass bei den Fans überlaufen ließ. 600 Schlachtenbummler waren erwartungsfroh in die Rheinmetropole gereist, um ihren FCE beim Spiel gegen Fortuna Düsseldorf zu unterstützen. Viele liebäugelten mit einem Auswärtssieg und einer großen Party, spielte man zwar gegen einen Traditionsverein, schließlich jedoch beim Tabellenvorletzten und einem nicht gerade heimstarken Gegner. Doch die Vorfreude hielt nicht lang. Erneut kassierte der FCE in der Anfangsphase ein Gegentor, kam nie ins Spiel und wurde in der zweiten Halbzeit vorgeführt und gedemütigt. Nichts war von der Erfolgself zu sehen, die zu Beginn der Saison von Sieg zu Sieg eilte und die Tabelle der Regionalliga Nord souverän anführte. In dieser Verfassung spielt der FC Erzgebirge Aue nur um den Klassenerhalt.
Die Spieler, die die derzeitige Situation sicher auch noch nicht erlebt hatten, reagierten unterschiedlich auf die Beschimpfungen der Fans. Mit hängenden Köpfen schlichen viele in die Kabine. Erzürnt äußerte sich Marco Kurth, der für das Verhalten der Schlachtenbummler kein Verständnis zeigte und sauer den Platz verließ. Mit Maik Kunze und Tonci Boban fanden wenigstens zwei Spieler den Weg zum Zaun und stellten sich den Fragen der Fans. "Wir können uns auch nicht erklären, woran es liegt", kommentierte Kunze. "Auf der einen Seite haben wir mit 25 Punkten aus 16 Spielen immer noch eine recht passable Ausbeute. Andererseits ist es schon erschreckend, wie wir hier vom Tabellenvorletzten abgeschlachtet worden sind."
Pressekonferenz mit den Trainern Aleksandar Ristic (Fortuna, links) und Gerd Schädlich (Aue, rechts). Foto: Burg
Viele Anhänger geben für die weiten Auswärtsfahrten ihre letzte Mark und nehmen stundenlange Anreisen in Kauf. "Da kann man auch verlangen, dass sich die Mannschaft ordentlich verkauft", brachte es FCE-Fan Torsten Georgie auf den Punkt, der zu jedem Auer Spiel aus Heidelberg anreist. "Und die Fans haben auch das Recht, so zu reagieren", fügte er hinzu. Dies sieht auch Thomas Uebel aus Aue so: "Ich habe schon viel miterlebt. Doch so sauer wie heute war ich noch nie." Auch beim Fan-Beauftragten Andreas Zeise ist der Geduldsfaden gerissen. "Zum nächsten Heimspiel am kommenden Sonnabend gegen die Amateure von Werder Bremen wird es einen Fanprotest geben", erklärte er.
Beim FC Erzgebirge Aue muss sich schnellstens etwas tun, damit die Talfahrt gestoppt wird, da sind sich sicher nicht nur die zahlreichen Fans einig. Freie Presse Lokalsport Aue, 20.11.2000
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